industrieschornsteine - universidade do minhodant les débuts de la constr'uction de cheminées...
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Industrieschornsteine H. A. Bockclmann, Ohcrhausen
Kurzfassung
Industrieschornstcine sind Spezialbauwerkc des lndustriebaus, bei denen Funktion, Emissionsschutz und Landschafrsschutz, StandortwahI , dic Planung lInd Ausfiihrung entscheidcnd becinflussen. Die "alchitektonischen Experimente" der Friihzeit dcs Industrieschornsteins werdcn abgelost durch cin Ingenicurhauwerk, das hcute durch dic glatte, cinfache, sch mucklose Form ais Musterbeispiel fiir acchitektonische Quali[ar in Obereinstiml11ung VOll Funktion und Form geltcn bnrr. Anhalld der Richtlinicn und Norlllcn für gemaucrrc Industrieschornstcine werdcn die Anforderungen an dic Baustoffc, Konstruktions- lInd 13crechnungsgroBen tlnd die Ausführungshestimmungen allfgczeigt lInd erHiutcrt.
Gliedenmg:
I. Einliihnmg lInd Übcrblick iibcr Bedeutllng von lndllstrieschornstcinanlagcn.
2. Gcschichtliches.
3. Dic wichtigsten EinA.uBfaktoren für dic Festlcgung der Hauptparameter.
4. Encwurf und Berec1unmg.
5. Baustoffe und Bauteilc zum Bau frcistehcnder Schornstcine.
5.1 Maucrsteine und Maucrziegel.
5.2 Zusammensetzung dcs Mortel s.
6. D ic Konstruktion des Schomstcins.
7. Statischc Bcrechnllng.
Industrial Chimneys
Industrial Chimncys are a Special Typc of Industrial Structures. Their Function, Smoke Emission Procecrion and Landscape Conservation are D ecisive Factors in their Design. The "architectural experi mems" of tile early years of industrial chimney COI1-
struction have found a solution in an cngincering strl1ccure which today, with its shcer, simple, uncluucred form, may be taken as a mode! of architectura1 quality in its harmony of form and function. The building materiais req uircments, dcsign and strllctural analysis and the regulations govcrning sitc ercction are presented and explained, with reference to the codes of practice and standards relating to industrial chi nUleys of brick Illasonry construction.
O udinc:
1. lntroduction and review of the importance of industrial chilllncy instaUations.
2. Historical development.
3. Thc major factors inA.uencing the sclcct ion of the basic parameters.
4. Design and structural analysis.
5. Building materiaIs and co mponents for the construction of free-standing chi mncy stacks.
5. 1 Bricks and masonry components.
5.2 Morcar composition.
6. The structllraI dcsign of the chi Illney srack.
7. Scrnctural analysis.
Cheminées industrielles
Les cheminées industriellcs sont des ouvrages spéciaux dans Ie sectellr du bâtiment industriel , pOllr Icsquels la fonet ion, la protcction contre les émissions, la protection des paysagcs, Ie choix de l'implantation exercent une inRuence déterminantc sur leur planning ct Ieur réa lisa tion. Lcs «expéricnces archi tectoniqlles~ pendant les débuts de la constr'uction de cheminées indllstrielles sant rcmplacécs par nn Ollvrage de génie civil qu i, grâcc à sa forme lisse, si mple et sobre, pem être considéré CO l11mc exemple typiquc de qllalité architectonique Cll
cOl1cordance avec la fonccion cc la for me. L'auteur présente et illustre lcs exigences rcquises par les matériallx de COll
strllction, Ics grandcurs de constrl1crion ct de calcul ainsi que 1cs dispositions pour l' cxécutiOTl de chcminées industricllcs cn maçolmerie en se basant SUf les directives ct nor mes correspondantes.
Plan:
1. Introduction ct tour d 'horizon de I'importance d 'insrallatiollS de chcminées industrielles.
2. Hiscoriquc.
3. Les factcurs d 'inRucnce les plus importants pour la f,xa tion des prinClpaux paramcrrcs.
4. Projet et calclll.
5. Matériaux et éléments de construction pour la construcrion de cheminécs isolécs.
5.1 Blocs et briques de maçonncrie.
5.2 Composition dl1 lllortier.
6. La construction de la chelllinéc.
7. Calcul statiql1e.
lo Einführung und Überblick über Bedeutung von Industrieschornsteinanlagen
blicb, war dic Fordenmg nach Bcseitigung der Abgase im wescn tl ichen erfi.ill r, wcnn die Abgase nur aus deJ11 Bcreich des jcweiligen lndustriebetriebes entfemt wurden. Besondere Ri.icksichten auf die U mgebung wllrden nicht genommen, so daB dic Festlegung der Hauptparameter dcs Schornsteins llTld ganz besonders der Schornsteinhohe ausschlieBlich 3US den Fordcrllngen der Zugerzcllgung abgeleitet wurden. Die Hcrstellungskosten eines solchen Schom stcins konnren mini mal gehalten werden llnd waren llll mictelbar zwcckbedingt. In nCllcrcr Zcit haben die Forderungcn nach Rcinhaltung der Luh eine imlllcr starkerc Bcachtung gcfllndell 11l1d flihren nuI1
Industrieschornsteine sind Ballwerke, die sowohl hinsichtl ich ihrer Gri:H3e llnd Form aIs auch hinsichtlich ihrer Funktion zu starken Konfrontationcn mit der Umwelt führen. Beuachten wir zunachst die Schornsteinanlage unter dcn Gesichtspunkten des Industriebetricbes, also der Nutzer dcr Schornsteinanlage. Für den lndustriebctrieb ist die Schornsteinanlage ein Hilfsmittel ZU! Erzeugung cines erfordcrl ichen Zuges und zur Abfühnmg von Abgasen. Vor 40 bis 50 Jahren, a.ls dic Vcrunrcinigung der Luft noch in maBigcn Grenzen
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dazlI, dal3 Industriebetriebe teilweise wesentlich grol3ere Schornsteinhohcn vorsehen miissen, aIs fiir den eigentlichen technoIogischen Zwcck erEorderlich w:iIe. Fiir die Dimensionienmg des Schornsteines werden mehr lInd mehr GcsichtsplInkte maf3gcbcnd, die von der Sicht des Indllstriebetriebcs zUlúchst ais Nehenbedingllngen betrachtet werden.
Die Herstellllngskosten diescr Schornstcinc stehen lltmmehr nicht mchr in einer direkten Abhangigkeit von der FlInktion, sondem sind maSgebcnd dllrch Nebenbedingungcn beeinfllll3t. Der lndllstriebetrieb mllS dcmnach wcscntlich mehr Kosrcn auEwcndcn, ais fiir dic von ih 111 gewi.inschte Fllnktion ctfordcrlich waren.
2. Gcschichtliches
Hohe Schornstcine aIs selbstandige, freistehende Bautcn wurdcu erst gcgcn Ende dcs 17. Jahrhllnderts in England bekannt. Auch damaIs gaIt aIs Hauptzweck der Schornsteine die Zllgerzellgllng tlnd die Beseitigung der Rauchgasc.
Erst Jahrzehntc spater wurden allch in Frankreich Fabrikschomsteinc errichtet. Aus Ftankreich stammen auch die ersten wissenschaftlichen Gnmdlagcn fiir die Berechnung von Schornsteinen (! 928).
DClltschIand folgte anfanglich englischen, spater franzosischen Vorbildern und übernahm ctwa um das Jahr 1865 die fi.ihrende Rollc im Schornsteinbau. Aus diescr Zeit stammt atlch die crste Fachliteratllf von GraShoch llnd Reiche (1876).
Der erste grol3e, nach damaIigen nellcsten Erkenntnissen konzipiertc Schornstein wurde im Jahre 1889 aIs Klinkerschornstein in Mechernich mit einer Hühe von 131 m erstellt. Danach folgten weitcre Schornsteine mit kleineren und groBcren Hohen. Bis zum Jahre 1908 galt der bei der Halsbrlickner Hiitte in Freiburg i. S. errichtete 140 m hohe Klinkerschornstcin aIs der hochste Schornstein der Erde.
A merika iibernahm 1908 die Fiihrung mit dem Eau des 154 m hohen Schornsteins bei Great Falls, Montana, bei einer oberen lichten Weite von 15,30 111.
Nach dem Ersten Weltkrieg galt aIs hochster Klinkerschornstein der Erde cin in Anaconda, Montana, errichteter 178 111
hoher Schornstein. In DeutschIand harre lange Zeit das Heizktaftwerk Leipzig-Nord den hüchsten Schornstein von 155 111
Hühe mit einer Mi.indungsweite von 6,5 111.
Die beiden Ietztgenannten Schornsteinhühen haben - aufgnmd jahrelangcr Erfahrungen im ncuzcitlichen Schornsteinbau und der Ergebnisse von Versuchen und Studicn - zu der Erkelilltnis geführt, dal3 dic Ausführl1ngsweise in Mauerwcrk in Abhangigkeit der oberen lichten Weite bis hierher noch voU gecignet isto
Grül3erc Schornsteinhchcn sind infolge der sehr stalk ansteigenden BclastungsgrêiBcn und Dimensionen in dcr Aufstandsfuge statisch nicht mehr lcsbar und ükonomisch nicht mehr venretbar.
Allfgnmd dieser Tatsache t1lld der Forderung nach immer grüSeren Schornsteinhühen folgte aIs nachste fntwicklung der Stahlbeton-Verhl1ndschornstein und hieraus wieder der Stahlbetonschornstein in Kletter- und spater Gleitschalung.
AIs Variante der vorgenannren EntwickIl1ngssttlfen ergab sich die sogenannte Gemischrbauweise, die seit rund 25 Jahren des üfteren allein wegen ihrer wirtschaftlichen Konzcption gcrn Verwcndung findet.
Die Gemischtbauweise ist, wie der Name schon richtig sagt, eine Mischbauweisc, bestehend aus einem Stahlbetonuntcrbau bis zu einer wirtschaftlichen Hohe und einem aufgehenden Klinkermaucrwerksteil .
3. Die wichtigsten Einfiufifaktoren für die Festlegung der Hauptparameter
Welche Probleme treten nun im Zusammenhang mit der Planung von SchornsteinanIagen auf? Bei der Beantworrung dieser Frage ist zu bcachten, daS dic SchornsteinanIage fast ausschlieBlich in einer direkten lagenmaBigen Zuordnung zum Abgaserzcuger steht und daS eine starke raul1lliche Trennung von SchornsteinanIage tlnd Abgaserzeugcr nm in Sonderfallen vorgesehen werden kann . Planungsenrscheidungen, die im Zusal11mcnhang mit SchornsteinanIagen zu treffen sind, betreffcn a1so in der Regcl al1ch dic zl1geordneten Industriekomplexe. Bei PIallllllgsunterscheidl1ngen ist i m allgel1leinen die Frage Zl1
beantwortcn, ob am vorgcsehenen Standort die nachtciligen Wirkungcn eines Schornsteins in Kauf genommen und ob sie ausreichcnd reduziert "verden künnen oder ob eine SchornsteinanIage nicht zulassig isto Auf diese Entscheidung künl1en foIgende Forderungen bzw. Bedingungen einwirkcn: a) Forderung der Lufthygiene b) Sicherung des Luftvcrkehrs
c) Forderungen nach Erhaltung des Iandschaftlichen Charakters einer Stadtsilhoucttc oder eines Stadtcharakters
d) Sichcrungsforderungen für Sekl1ndarschaden Nach diesen Gesichtspunktcn zu Fragen der PIanung von SchornsteinanIagen foIgen nun cinige Gesicluspunkte zur tcchnologischen Projektierung. Zicl der tedmologischen Projektierung ist die Festlegung der Haupepara meter des Schornsreins, also der Schornsteinhühe und des Schornsteindurchmessers an der Mündung.
Dics gcschieht in der Regei durch dic Einholung eines Gutachtcns des hir den Standorr des Schornsteins jewcils Zl1srandigen Technischen Überwachungs-Vercins. Die Schornsteinhóhcn werden nach verschiedenen Methoden, Z. B. WippermalUl /KIug, berechnet. Die sich hierbei crgebenden Hóhen gelten flir ebenes, l1nbebautes Gclande unter der Voraussetzl1ng der TotalreAexion der Abgase am Erdboden und ohne horizomale Sperrschicht in der Atmosphare. Dei Wetterlagen mit klcinen Windgeschwin-
Abb. 1 : Gemauerter Klinkerschornstein mit Stahlbelonsockel in der Bauausfüh· fungo Heizwerk der STEAG, Essen
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digkeiten oder bei besonderen Schichtungen der Atmosphare bnn es daher vorübergehend zu hoheren Konzentrationcn kommen. Zu den errechneten Mindesthohen ist daher die Hohe benachbarter Gebaude- bzw. Bodenerhebungen, welche im Einwirkungsbereich des Schornsteins liegen, hinzuzurechnen. AIs MIK-Wert wird nach VDI 2108 der Wert von 0,5 mg/m3
eingesetzt. Dieser Wert gibt die Konzentration an, die nach den derzeitigen Erfahrungen im allgemeinen für Mensch, Tier und Pflanze bei Einwirkung von bestimmter Dauer und Hauftgkeit aIs unbedenklich gelten bnn. Weitere Faktoren zur Festlegung der Schornsteinhohe sind die mcglichen Betriebsfalle in Abhangigkeit vom Schwefelgehalt i m Brennstoff und von evtl. vorhandenen V orbelastungen. Oftmals ist die Schornsteinhohe abhangig von vorherrschenden Vorbelastungen, welche im Einwirkungsbereir!', des Schornsteins vorhanden sind und aus anderen Erzeugerquellen stammen. Diese Vorbelastungen sind dann meBtechnisch zu erfassen oder werden, wenn die Beaufschlagung gering ist, nach bestehenden Erfahrungswerten für Industriestadte vom Gewerbeaufsichtsamt geschatzt.
Der Hohenzuschlag zur rechnerischen Schornsteinhohe ist bei nor maler Bebauung der U mgebung von der errechneten Schornsteinhohe abhangig. Bei Schornsteinhohen liber 100 m ist ein Zuschlag bei Konzentrationen um 0,2 mg S02/m3 nicht mehr erforderlich. Das Gesetz zur Reinhaltung der Luft bezieht sich jedoch nicht nur auf den Auswurf von schadlichen Schwefeldioxydgasen, sondern auch auf den Auswurf von Staub, der in der Feuerung bei der Verbrennung von festen Brennstoffen entsteht und teilweise mit den Abgasen aus dem Schornstein ausgetragen wird. Die zulassigen Auswurfmengen sind wiederum abhangig von der Schornsteinhohe sowie von der Wirkungsweise der Kesselanlage und vom Aschegehalt der Kohle.
Der Einbau von Rauschgasentstaubern an den Kohlekesseln bnn evtl. hierdurch notwendig werden.
Abb. 2: Industrieschornsteine greifen in die Gestaltung von Industriegebieten, Stadten und Landschaften ein
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4. Entwurf und Berechnung , Fiir den Architekten war der Schornstein in der Frühzeit des Industrieschornsteins ein beliebtes Objekt für architektonische Experimente und Spielereien. Durch zahlreiche nichtfunktionsgebundene Zutaten und Verzierungen wurde besonders in den Jahren bis 1920 versucht, den Schornstein "schon" zu machen. Die Weiterentwicklung hat all diese Versuche aIs technische UnzweckmaBigkeiten und Geschmacklosigkeiten entlarvt. Heute gilt der einfache, glatte, schmucklose Schornsteinschaft aIs ein Musterbeispiel für architektonische Qualitat, die bei Übereinstimmung von Funktion und Form erreicht werden kann. Für den Bauingenieur ist dei Schornstein ein Ingenieurbauwerk mit einer Reihe interessanter statischer, konstruktiver und ausführungstechnischer Probleme. Fragen der zweckmaBigen Lastannahmen flir Windwirkungen, der Aufnahme der Temperaturbeanspruchungen, der dynamischen Empfmdlichkeit, der zweckmaBigen GrlindungsausbiIdung und der zweckmaBigen Schornsteinschaftausbildung sind hier ebenso zu nennen wie die Wahl der optimalen Bauweise, die Anforderungen an die Genauigkeit der Herstellung, die bei diesen immer hoher werdenden Bauwerken eine ausschIaggebende Rolle spielen konnen, und die weitere Verbesserung industriell orientierter Herstellungstechnologien.
Im Gegensatz zur Vergangenheit verlangt die zukunft alle Forderungen komplex zu berücksichtigen und optimale Losungen unter differenzierter Bewertung der einzelnen Bereiche zu ftnden. Industrieschornsteine sind Spezialbauwerke des Industriebaues, die im wesentlichen monotechnologisch genutzt werden, also der Erfüllung einer vorgesehenen Nutzertechnologie dienen. Zur Verdeutlichung der zukünftigen Bedeutung dieser Spezialbauwerke, die im Vergleich mit normalen Hochbauten aIs Schwergewichtsbauwerke zu bezeichnen sind, sei nun auf den in den nachsten Jahren rapide wachsenden Energiebedarf verwlesen. Wenn auch Ãnderungen in der Qualitat der Energieerzeugung durch Einbeziehung von Erdol, Erdgas und Atomenergie eine relative Senkung des Kohlekraftwerksanteils bringt, so ist doch eine betrachtliche Zunahme von Schornsteinkapazitat zu erwarten, zumal auch andere Jndusttieanlagen den Schornstein aIs gasabführendes Hilfsmittel benotigen.
Entwurf und Ausführung hoher freistehender Schornsteine erfordern daher eine gründliche Kenntnis der in Betracht kommenden Schornsteinbauarten. Unkenntnis und Leichtsinnigkeit konnen bei der Errichtung dieser Bauwerke groBte Gefahren für Mensch und Werk zur Folge haben.
Es kann daher nicht genug darauf hingewiesen werden, daB mit dem Entwurf und dem Bau nur Firmen betraut werden sollten, die über die notige Sachkenntnis verfügen und damit eine sorgfaltige Ausführung des Bauwerkes gewahrleisten. Hinsichtlich der Materialien unterscheidet man heute drei Hauptarten von Schornsteinen, und zwar:
1. die gemauerten Schornsteine
2. die Stahlbetonschornsteine
3. die StahIbIechschornsteine
Von diesen drei Hauptarten gibt es wiederum in Abhangigkeit von Hohe und Verwendungszweck eine Vielzahl von Varianten. Auch lassen sich die drei Hauptarten miteinander und untereinander gut in einem gemeinsamen Schornstein vereinen. Von den vorgenannten Bauarten bringt jedoch der gemauerte Schornstein derartige Vorteile, daB diese auch gegenüber den Stahlbetonschornsteinen mit wenigen Ausnahmen vorgezogen werden. Konische und zylindrische Stahlbetonschornsteine gewinnen erst bei Hohen über 130 m allein aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten an Bedeutung.
Anders dagegen verlúlt es sich bei den StahlblechschornstcÍnen. Dicse haben bei Hóhcn bis 100 m gegentiber den gem311ertcn Schornsteinen aufgrund ihrer schncllcn Bauzeit sowie geringcn Eigengcwiclusbdastllng tlnd Kostenersparnis noch berechtigte Vortcile. Bei dieser einseirigen Bctrachtungsweise sind abc[ Lebenserwartung llnd Unterhalcllngskosten eines solchen Stahlblechschornsteins llnberiicksichtigt geblicbcn. Dicsc kónnen jedoch je nach Beallfschlagungsgrad der Schornsteinc sehr relevant sein. Stahlblechschomsteine haben daher nur ftir klcinere Anlagen Bedeutllng (Lokol11obilcn, kleinere bfen mit Gas- oder 61-feuertmg und derglcichen) und werden nur vereinzelt, allch flir voriibergehenden Einsatz, in industriellen Anlagen eingesetzt. Der Dcallfschlagllngsgrad aUer drei Schornsteinballanen wird durch die Tempelatur der Abgase beim Eintritt in dcn Schornstcin gekennzeichnet. MaBgcbend ist hierbei nicht nur die hóchste Temperatm, die z. B. beim Abschalten der Vorwarmer, Abhitzekesscl oder bei verschmutztem Kessel 1.1SW. cntstehen kann, sondem auch die niedrigste Temperatur. Diese beidcn Werre sind bcsonders Hir die A uslcgung und Konstrukcion dcs Schornsteins von grofier Relevanz und daher allf jedcr Schornsteinzeichn1.1ng neben andelcn wichtigen betriebstechnischen Daten einzlltragen.
Nebcn der T emperatl1r der Abgase werden genúB DIN 1056, Blatt 1, Ziffer 6.4, t1J1tcrschicdcn:
a) Kaltschornsteinc mit Abgastempcraturen bis 100 °e b) MaBig beheizte Warmsehornsteine mit Abgastcmperaturcn
iiber 100-200 ' C c) Stark beheizte Warmsehornsrcinc mit Abgastcmpcraturen
ii ber 200-300 ' C
d) HeiBschornsteine mit Abgastemperaturen liber 300 °e Entsprechend dCI11 jewciligen Temperaturbereich müssen die Schornsteine nach vorgenanmer DIN-Vorschrift zur Vermeidung von thermisch bedingten Sehadcn - besonders bei Sehaftdicken über 36,5 em - ein Futter von untersehiedlicher Hohe - optimal bis zur Mündung - crhalten. Dic Praxis hat jedoeh an]land von zahlreiehen Schadensfallen -besonders bei Warmschornsteinen - gezeigt, daB die Futter gencrcll zu niedrig cingebaut worden waren. Die in vielen Fachausschiissen aufgrund dieser gewonnencn Erkenntnissc ausgesprochene EmpfehJung, das Ftltter bereits beim Neubau bis Z1.1r Mtindung hochzuführen, hat bereits scit }ahrcn groBen Anklang gefunden. Allcin dcshalb, weil die cffekriven Mehrkosten bcim Neuban wesendich geringer sind ais die bei cincr nachtraglichcn Futtererhühung, ganz abgesehen davol1, ob dies dalm noch statisch und betrieblieh durchführbar ist. Es kann aueh sehr sehwcr Gewahr daftir iibernommcn welden, daB die dem Entwurf zugrunde liegenden Rauchgastemperaturen nicht i 111 Laufe der Jalue bei cincr Expansion oder U 111-
stcllung des Beuiebes doch noch hüher oder sogar tiefer liegen. Besondcrc Anfordenmgen an Entwurf llnd Ausfiihnmg stellen Saureschomsteine. Sie finden insbesondcre ihren Einsatz in Werken der chemisehen und der Hüttenindustrie. Saurcsehornsteine sind nach DIN 1058, Ziff. 1, Schornsteine, in dencn nebcn chcmisch aggress iven Abgasen zugleich auch Feuchrigkeit auftritt. Die Abgastemperaturcn kennzeichncn den Kaltschornstcin. Sie sind dadurch bestimmt, daB die Tempera turen unter dem Taupunkt der im Abgas cnthaltenen sehadliehcn Dampfe liegen, so dafi mit einer Kondensatbildung gerechnet werden muB. Diese Kondensatbildung kann a1.1ch nur zeitwcilig oder in einzclnen Teilen bzw. Zonen des Schornsteins aufrreten. Sind diese Voraussetzungen auch am Kopfe von Walmschomsteinen (Ra1.1ch- 1.1nd Abgasschornsrcinen mit Abgasen iiber 100 bis 300 ' C nach DlN 1056, ma" 1) vorhanden, dann gilt diese Norm sinngemaB.
Die GnmdJagc fUr die Amflihrung freistehender Schornsteine bilden dic DIN-Normen
DIN 1056, Blatt 1 : Gfl1l1diage fiir dic Berechnung und Ausfi.ihrung frcistchcndcr Schornsteine
DIN 1056, Blatt 2: Richtlinien fUr die Prlifung der Baustoffe und Ballteile freistcllendcr Sehornsteine
DIN 1057: Maucrsteine und Mallerzicgcl für freistchende Schornsteine
DIN 1058: Richtlinien Hir Berechnllng und Ausfi.ihrung von Saureschornstcinen
DIN 285: Richtlinien für Austrocknen und Anheizen V011 Feuerungsanlagen, Industrieüfen 1.1nd Ereistehenden Sehornstcinen
MaBgebend flir die Bereehnllng cines Schornsteins ist die vom TÜV angegebcnc Hühe und obere liehte Weite im Futterbzw. Schaftmauerwelk.
Die Hóhe der Schornsteinc wird - wie bereits eingangs crwahm - einmal durch die notwendige statische Zugsrarke bestirnmt, die der Schornstein habcn soll, und andererseits durch die Not'wendigkeit der Abführung der Abgase in hóhere Luhschichten. Ftir die Berechnuug der Z1.1gsrarke gilt die Hühe, die von der Feuerrostebene oder einem entsprechenden Festpunkt bei rost-10sm Fcuer1.1ngell bis zur Schornsteinmündung gemessen wird. In die Bereclmung mufi fcrner der Temperaturunterschied und dal11it der Gewichtsunterschied zwischen der AuBcnJ1.1h und den Ra1.1eh- bzw. Abgasen cinbezogcn sciu. Die Z1.1gstarke ist um so gróBer, je hüher der Sehornstein und je hóher der Tcmpcraturunterschied zwischcn AuBcnluft lInd Rauchgasen (bezogen auf °C) isto Nicdtigc Abgastemperaturen erfordern bei gleichbleibender statischer und effektiver Zugstarkc hohe Schornsteine, hohe Abgastempera turen dagegen niedrige Schornsteine. Die Zugstarke wird in 111m Wassersaule (WS) gcmessen. Die Überpriifung wird vorwiegend a11 der Ra1.1chgaseintrittsóffnnng vorgenommen. Der lichte Quersclmitt del Sehornsteinmtindung, die obere lichreWeite (Durchmesser), elgibt sich aus der berechneten anfallenden Rauchgasmcnge in Nm3 und aus der Rauchgasgeschwindigkeit v in m/s. Beide Werre, Hóhe llnd obcrer lichtcr Querschnitt, bilden den Ausgangsp1.1nkt der Konstrukrion. Bci eincm natürlichen Z ug k0I11111en Rauchgasgeschwindigkeiten v mit etwa 3 rn /s bis z1.1 J11ax. 9 m/s in Ansatz, wahrend
Abb. 3 : Jndustrielandschaft mit Schomsteinen in Klinker- ode r Mischbauweise Calte)(-Raffinerie, Frankfurt
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Abb. 4 : Schornsteinlandschaft aus Vormauerziegeln im Normalfo rmat (Vo ll ziegel mi t Lochanteil < 15%)
Abb. 5 : Gemauerte Einführung eines Fuchses
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bei Anlagen mit künstlichem Zug Rauchgasgeschw indigkeiten i. M . von 14 bis 16 und mehr m/s auftreten konnen . D ie Konstruktion des Schornsteins muB sowohl nach technischen ais auch nach wirtschaftl ichen Gesichtspunkten vorgenommen werden. Jede Überdimensionierung kalill genauso schadlich wirken oder gar zum Versagen der Anlage führen wie zu kleine Abmessungen. Zur Betriebsüberwachung und zur Kontrolle der Wirtschaftlichkeit einer Anlage ist es daher zweckmaBig und zum Teil sogar unumganglich notwendig, MeBgerate für die Zugstarke, Temperatur und Geschwindigkeit der in den Schornstein eintretenden Abgase am SchornsteinfuB oder auch an der Schornsteinmündung einzubauen.
Einheitliche Bezeichnungen im Schornsteinbau
Ais zu normende Bezeichnungen und FormelgroBen, die z. T. schon in DIN 1056 und 1057 enthalten sind, werden - bereits allgemein gebrauchlich - verwendet : Schornstein anstatt Kamin Schaft oder AuBenrohr anstatt Mantel oder Rohre Futter oder Innenrohr anstatt Einsatz oder lJillenmantel Schornsteinmündung oder Kopf anstatt Spitze Das Ziel der N ormung im Bauwesen besteht nicht nur darin, Begriffe und Gedanken zu ordnen und durch Auslese des Entwicklungsfahigen fordernd zu wirken, sondern auch anerkannte Regeln der Baukunst zu schaffen, " die in den Kreisen der einschlagigen Ingenieure bekannt und ais richtig anerkannt sind", damit sie im Sinne der Landesbauordnungen und des Strafgesetzbuches rechtlich bindend werden konnen.
5. Baustoffe und Bauteile zum Bau freistehender Schornsteine
5.1 Mauersteine und M auerziegel
Für ge mauerte Schornsteine dürfen nur Mauersteine und Mauerziegel verwendet werden, die den Anforderungen nach D IN 1057 enrsprechen . Die mittlere D ruckfestigkeit der Steine muB mindestens 150 kp /cm2 betragen. N ach DIN 1057 gelten ais Schornsteinma uersteine:
1. nach der For m :
a) Mauersteine im Radialformat (auch Radialsteine genannt) b) Mauersteine im N ormalformat
2. nach der Art: Vormauervollziegel VMz 150 und VMz 250 nach DIN 105 Hochbauklinker KMz 350 nach DIN 105 Hartklinker mit einer mittleren Druckfestigkeit von 450 kp/ cm2
Kalksandsteine Hüttensteine, wenn sie den nach DIN 1057 fes tgesetzten Bedingungen besonders hinsichtlich der Frostbestandigkeit entsprechen. D ie Steine werden entsprechend ihrer nachgewiesenen mittleren Steinfestigkeit in vier Festigkeitss tufen eingeteilt, aus der auch die zulassigen D ruckspalilllmgen im Mauerwerk resulti eren.
Nachgewiesene ll1i tt- ZlIlãssige D ruck-
Fcstigkeits- lere Steinfestigkcit spannllng im M allcr-
stufe Mindestwert w erk, zlIl ãssiger
kp/cll1 2 Grofl twertd kp/cm 2
I 150 10 II 250 15
III 350 18 IV 450 22
Abweichend von dieser T abelle darf beim Nachweis der Mauerwer ksfestigkeit M28 di e zulass ige Druckspalilllmg mit max. 25 kp/cm2 angenommen werden.
-
Normal- und Radialsteinc wcrden ge10cht oder llngclocht hcrgestellt. Der Gcsamt10chanteil darf hierbei aber nicht graBer aIs 15% und der des Einzclloches nicht graBer aIs 6,0 cm2 der LagerBache sein.
Mallersteine lInd -ziegcl im Normalformat dtirfen nm dann für runde Schomsteine verwendct werden, welID der AuBendurchmcsscr dcs Schornsteinschaftes mindestens 4,50 m betragt. Alle Schornsteine mit k1cineren Durchmessem werden mit Radialsteinen erstcllt.
Diesc sind wiederum mit Riicksicht auf den weitgespannten Verwcndungsbcreich bis nahezu 1,0 111 lichten Dmchmessers unterteilt in drei GraBen.
Die KCIUlzciclmllng der einzelnen GroBen erfolgt bei der Her- ' stellung durch das Anbringen von Kerben an einer Langsseite in foIgcnder Form:
GroDe 1 mit eincr Kerbe GroDe 2 mit zwei Kerben GraBe 3 mit drei Kerben
Die GroBenbezcichnllng gibt - wic ans dcr naclúoIgcndcn Tabclle zu crsehcn ist - an, für wclchen Schornsteinhalbmcsser der Stein geeignet ist, ohne daD nennenswerte FlIgenverbreiterungen odcr -vcrenglmgen aufrrcten.
Kurz-Gccignct für Bereiehe
zei- Grofk , dcs Schornstcin-
b h 1 durehmcssers ehcn
em em
111m
2401 1 140 200 iíbcr 140 bis 150 2402 2 120 71 240 100 übcr 800 bis 140 2403 3 100 70 libcr 60 bis 80 1751 1 145 200 übcr 120 bis 500 1752 2 125 71 175 85 abcr 70 bis 130 1753 3 105 55 über 50 bis 70 1151 1 150 200 iibcr 100 bis 500 1152 2 140 71 115 100 Uber 80 bis 210 1153 3 130 65 iiber 50 bis 80
-J:kzc!ehnung emes RadlalstclllcS z. B. 2402·71 DIN 1057 R 3:>0.
Trotz all dieser Normllngcn llnd Vorkehrllngen ist vor Baubeginn durch Vorlage von Eignllngszeugnissen noch nachzllweisen, daD die Gütc der Baustoffe und Bauteile dcn Annahmcn der statischen Berechmmgen entsprechen. Die Prüfzeugnisse miissen von eincr amdich ancrkannten PriHstelle sta mmen. Die Zeugnisse über die Eignllngsprüfung der Steine dürfen nicht alter (Datum) aIs ein Jahr, die Zeugnisse iiber die Eignungsprüfung von Mauerwcrk nicht alter aIs fünf Jahre scin. Wahrend der Bauausfiihrung kann der Nachweis der Festigkcit der Steine und des Morte1s sowie der Nachweis des Steingewichtes verlangt werden (Giiteprüfung nach D IN 1056, Elatt 2).
Werden die optimalcn Spannllngen mit > 22-25 kp /cm2 ausgenlltzt, so 1st die Druckfestigkeit der Steine und die Festigkeit des Morte1s fes tzllsteUen. Wird eine andere Rohdichtc aIs die in DIN 1056 angegebene in Rcchnung gestellt, so ist das Steingewicht nachzuprüfen. Im allgemeinen geniigt filr diese Priifung eine Reihe von 10 Steinell bei Normalsteinen bzw. 20 Steinen bei Radialsteinen ulld 3 Mortclprismen fiir je 70 l1l
Schornsteinhohe.
Die Ergebnisse der Gütcprüfungen Inüssen dell Almahl11en des Standsicherheitsnachv.reises entsprechell und bei der SchluBabnahme des Schornsteins durch den Prüfingenieur vorliegen.
5.2 Zusammensetzung des Mortcls
Mortel ist ein Gemenge aus Sand, Bindemittelund Wasser. Bindemittel fiir Mortel sind Stoffe, die, mit Wasser angemacht, erlúrten. Man ullterscheidet hier Bindemittcl, die nur an der
Luft (z. B. Lllftkalk), und solche, dic auch unter LuftabschluB und unter Wasser crlúrtcll (wasserbindende Bindemittcl).
Der für dcn Morte! vcrwendete Kalk muB DIN 1060, der Zelllellt DIN 1164 und der zum Einsatz kommendc Mallersand DIN 18550 entsprechen.
Der Maucrsand ml1B frei von schadlichell Stoffen (wie z. B. Lehm, Ton, humusartige odet organische Stoffe, Kohlcn etc.) sein, die das Erharten oder dic Fcstigkcit des Mortcls negativ beeinflussen konnen. Das Mortelmischungsverhaltnis hat neben der mittleren Druckfestigkeit der Steine einen entscheidellden EinBuB auf die zulassige Spannung des Mauel werkes. Bei der Festlegung der Mortelart und des Mischllngsverha:ltnisses ist es das Ziel, einmaI die notwendige Festigkeit - lInter Beriicksiehtigung des Steinmaterials - lInd andercrseits die ilúolge der WarmeeinBiisse, d. h. Warmespannungen, erforderliehe Elastizitat im Maucrwerk zu erreichen.
AlIgel11ein gilt der Grundsatz:
Je fester (harter) der verarbeitete Mortcl ist, um so gloBer ist die Gcfahr der Rissebildung, besonders bei stark beheizeen llnd HeiDschornsteinen. DaB diese manl1igfachc Unkenntnis der PoIiere nieht in allcn Fallen zu Schaden gcführt hat, ist einzig und allein darallf Zllriickzllfiihren, daB der bedingt hohe Elastizitatsmodul des Mortels bei thcrmischer Beaufschlagung stark- z. T. bis über die Half,e - absinkt. Fiir Warl11- llnd HeiDschornsteine dürfen gemaB DIN 1056 Mortel der Mortclgruppc TI nach DIN 1053 oder Kalkzementmortcl aus 1 RT Zemcnt, 3-4 RT Luftkalk.hydrat und 10-12 RT Maucrsand verwendet werden. Dei Kaltschornsteinen darf auch Zementlllorrcl verwendec werden, WClln dadmch die Widerstandsfahigkeit des Mortels gegen evtl. Sameangriffe gefordert wird. Der Morte! darf allgemein nm in solchen Mengen bcreitet wcrden, daB er vor Beginn des Erstarrens verarbeitet isto Bei Verwendung anderer ais obcngenalilltcr Misehungsverhalmissc ist eine Mindestdruckfestigkeit VOI1 25 kp /cm2, im Falle des Nachweises der Mallerwerksfestigkeit von 30 kp /cm2 im Alter VOI1 28 Tagen einzuhalten. Sie darf 80 kp /e m2 nicht überschreiten. Morte! ist nach dcn "Vorlaufigen Richtlinien für die Prlihmg von MorteI" zu prüfen. MaDgebend ist das Mittcl aus drei Proben für die Bicgezugfestigkeit und aus scchs Probehalften für die Druckfestigkeit. AIs Probekorper sind Prismen von 4 x 4 x 15 em GrilBe (siehe DIN 1164) herzustellen. Der Morre1 ist in der für den Bau vorgesehencn Znsallll1lCnsetzung und Steine in die Prismenform einzubringen und dort bei entsprcchender Nachbehandlung bis zum Entformcn zu lagem.
6. Die Konstruktion des Schornsteins
Im folgcndcn werdel1 mlr gemauerte Schornsteine behandclt. Der Schornsteinschaft wird übcrwiegend dossiert (konisch), d. h. nach oben verjüngt und innerhaIb des aufgehenden Mauerwerks mit Absatzen, die sich jeweils aus der Veranderung der Wanddickc ergebcn, errichtet. Die VerjLingung des Schornstcins darf aIs Begriff in der Fachsprache nicht falsch angcwcndct werden, da im Bercchnungsgang eine Zunahme der Dicke des Schornsteins, von der Mündllng ausgehend, nachgewiesen wird. Die statischc Bcrechmmg fordert die RechnungsgroDc "Halbmesser" r, wodl1rch auch von einer "Halbmesserzunahme" gesprochen wird, und zwar ausgehend von den AbmaBen der Schornsteinmi.indllng.
Dic Halbmesserzunahme wird etwa mit 1,6 bis 2,4 em je Meter Schornsteinhahe in Ansatz gebracht. Nach dicser Berechnung nimmt aIso die Dicke des Schomsteins im Durchmesser um 3,2 bis 4,8 em je Meter Schornsteinhohe ZU.
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Infolge der verschiedenen, statisch notwcndigen Wanddicken innerhalb eines Schornsteins bilden sich zwangslauflg Absa tzc. auch "Trommeln" genannt, die sich jc nach den Schornsteindimensionen ulld der starischen Berechnung für 1l1ittlerc SchornsteingróBen zwischcn 6 und 12 111 Hohe bewcgen, bei grofkren Schornsteinen aueh Trommeln bis zu 50 111.
Die Wanddicke der Schornsteine 111uB mit einem obercn lieh tcn DlIrehnlcsscr
sem.
bis 2,20 m mind. 17,5 C I11
bis 3,50 111 mind. 24,0 em bis 5,00 m mind. 30,0 em bis 7,50 m mind. 36,5 em bis 10,00 m mind. 49,0 em > 10,00 111 ;;; 1/20 di
1st die Wanddiekc dcs Schomsreills an eincr Srelle kleiner ais 1/30 (vgl. aber hielzu vorgcnalUlte Mindesrdieken) des 2llgchorigen Innendurch messers, so ist für diescll Bcreich die sichere Aufnahme der Langs- , Radial- und Tangcmialscherspallllungcn sowie die Ringspalll1lmgell infolgc Windsogcs rechncrisch naehzuweisen.
Die Verteilung der Windlast ist nach DIN !O55, BI. 4, Bild 1 llnd 2, anzunehmen.
Das Mauerwerk ist voUfugig auszuIühren ; die Dicke der Fugcn soU bei den Lagcrfugen nichr mehr ais 1,5 em berragcn. Bei den StoBfllgcn soU sie an kciner Srelle breiter aIs 2,4 oder schmaler ais 0,8 em und bei den Rillgfllgen hochs tens 1,5 el11 sem.
Durehdringungcn bzw. bffnllngcn im Soekelund Schaft sind so zu überbtlicken, daB die Krafte sieher abgclcitet werden. Für den QlIerschnittsausfall ist durch Anordnullg von pfeilcrvorlagen oder ahnlichcn MaBnahmcn die Allfllahmc der Krafte zu gewahrleistcll. Diese Vorlagell sind im Verband mit dem Sockcl- oder Schaftmaucrwerk herzustellcn. Sie sind libcr die Oberkanre der bffnllngen hinallfzufiihren, und zwar so hoch, daB dic allfzunehmenden Krafte alJmahlich lInd sicher in dic pfeilervorlagcn gcleitet lllld VOll diesen allfgenommen wcrden kÜllllCIl.
Maucrwcrksgcwolbc sind bei Übcrwolbung des Fuchscs lInd seincr Einflihnmg durch das Illncnfutter im Sehornsteinschaft nur bei klcincn Ausfi.ihrungen bis zu ciner lichten Weite der Fuchsoffnllng von 1,0 m zlIlassig. D cr Maucrwerksbogen i III Schaft darf dabci niehr gleichzeirig ais Uberdeekung des FlIchses dicnell lInd soU ohne feste Verbindung mit diese lll ausgcführt werdcll. Reichen Wolbungcn lInd verbIcibcndc Restqllcrschnittc des Sockcl- oder Schaftmauerwerks bei mchreren oder besondcrs groBen Fuchsoffnungen und glcichgearteten Durchdringungen (Einsrcigoffnungen) nieht aus, um die allfrrcrenden Krafte sichcr abzllleiten lInd aufzunehmcn, so sind gecignere ErsatzmaBnahmen, ctwa Stahlbetonstlirzc odcr Stahltragcrlagen, zu wahlcn.
Stahltrager diirfcn jedoch nur da1Ul vcrwendct werdcn, wcnn die lichre Weite dcr Fuchsoffnung hoehsrcns 15% des ãuBeren Sehornsteinumfanges an derse1ben Stcllc bctragt und wcnn durch konstrl1krivc MaBnahmen cin ausrcichcnder Korrosionsund Warmesehutz gcwahrlcistet isto
Die Srahltragcr miissen sofort bcim Al1fbau des Schornsteins cingcmauen werden und di.irfen nichr erst naehrraglich eingebaur wCldcn.
Die genallllten Bauteilc, wie p fcilcrvorlagell, Überdeckungcn l1SW., sind \Vic die Stahltragerlagcn gegel1 thermische Einfllissc dureh Einbau von warmedaml11cndcm und -bestandigcm Material (Flltter) so zu schützcn, daB WarmespalUlUngen \veitgehendst vermieden werden.
Diese MaBnahmc ist auch besonders bei im Sockel des Schornstcins eingcbauren Flllgaschenrriehrern zu beachten.
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Abb. 6: Gemauerter Schornstein mit Steigeisen und Rückenschutzbügel
Flir tragende TIautcilc (S ti.irze, Einführungsbal1wcrkc etc.) der HeiBschornsteine gilt die Bestimmung, daB sic nieht von allen oder nahezu aBell Scitcn durch Abgase umspiilt werdcn diirfen, auch daIUl nicht, WCIUl sic mit einem Futtcrmauerwerk 1I 1ll
bzw. allsgeklcidet sind.
Sti.irzc von Fuchsoffnungcn sind - sofem kein gcnauerer Nachweis gcfi.ihrr wi rd - unter Annahmc ciner gleiehformigcn Belastung
p - cr" x d x l00
in kp / m ais Balken auf zwei Sriitzen zu bemesscn - DIN 1056, Dl. 1, Ziff. 3.2 - . Hierin ist o 1\I dic groBtc rechnerische Spannung in der ungeschwachren Fugc des ScholIlstcinschafres in Hohc der Unterkanrc dcs Sturzcs in kp/cm2 lInd d die Dieke dcs SchornsteinsehaÍtes an dcrselben Stcllc in em.
AIs Sti.itnveite darf die Iiche(' Weite der FlIehsoffnung in Rcehnung gcstellr werdcn.
Dic Sturzhohe muB mindes tens die Halfre der lichten Wei re lInd die Lange des Aufbgcrs mindestcllS cin Drittcl der lichten Wcite betragen.
Hei ciner liehtcn Wcire der FuehsoHnung bis ZlI 1,40 m konncn, wClm kein genaucrcr Nachweis gcfi.ihrr wird, die BcaJlspruchungen ulltcr Almahme einer um cin Drirre1 abgeminderten gleichformigen Belas tung nach DIN 1056, TIL 1, z iff . 3.2 ermittclt \Verden, sefern die lichre Weite der FlIchsoffnung hochstens lSCYo des auBercn Sehornsrcin1l111fangcs an derselben Stclle betragc. Auf die Forderllngen der vorgenamlten Zi ff. 3.2 bezi.iglich der Srurzhohc kann bei Sri.irzcn aus Stahltragern verzichtet werden.
Abb. 7 : Gemauerle " Schalung " für ein Jnduslrieschornstein-Fundament ais Schulz gegen aggressives Grundwasser
Bci Vcrarbeirung von Zicgcln oder Steinen verschicdcncr D ruck fcstigkeit zm Vor- odee Himeemauenmg richtet sich die zulãssige Spannung naeh dem wenigee festcn Sreinmatceial. Es ist darüber hinaus ullstatthafr, Betoll lmd Maucrwcrk in de msclbcn Qucrsehllitt gleiehzeirig in Rcehnung zu stellen. Diese BestimnllUlg nach D IN 1056 gilt nicht für Srahlberonringe bis 25 em Brci te llnd 2 Sreinschichren Hohe, wenn sie eine Vormauerung von mindes rens 12 em haben und sie nahe der AuBenfHiehen des Schaftcs liegen.
D er Beton muB wcich cingcbracht werden und mindestens 350 kp Zcment in einem m3 fe rtiger Massc enthalccn.
Z ur Aufllahme der Wãrmcspannungcn wcrdell unter bcsti 111 111ren Voraussetzungen vorgenannre Stahlberonringe in das Schaftmauerwerk cingclcgr odcr Flachstahlrillgc (Bandagen) U111 den Schornsteinsehaft gclegt.
Zum Schutze des AlIBensehaftes wird der Einbau solcher Versrarkl1ngsringe, besonders bei Warmschornsteinen, allf die ganzc Hohe des Schornstcins empfohlcll .
Bei ll1ehrsteinigem Maucrwerk müssell Stahlbetomingc unter Vcrwcndung von Beronformstah len in jcdcIU Fali eingcbauc werden.
Werdcn dic max. zulãssigen MaucrwcrksspalUllll1gen von O'ct = 25,0 kp /cm2 ausgenurzr, sind Verstarkl1ngsringe in jcdcm Falle vorzllsehen.
Der Absrand der Ringe darf hochstens 1,40 111 bctragen. Der Stahlqucrsdmitt mllB mindcstcns gleich 1/ 1000 des Flãchcninhal tcs des zugehorigcn scnkreehten Wandaussehnittes sein (vgl. DIN 1056, BI. 1, Ziff. 6.21).
1m einsreinigcn Maucrwcrk sind Srahleilllagcll nieht zwcekmaBig. Sofcm Stahlringe cingeballt wcrden, mi.issen diese in Zel1lcntmortcl eingebertet scin und mindcstens 11,5 e m von der AuBenAachc dcs Sehornsccinschafres entfemt blcibcn.
Bei auBcrcl1 Spannringen wird ein Mindcstquerschnirt von 80 x 10 mm cmpfohlen. Die SpanlUingc werden entsprechend dcm Schornsreindurehmesser in 2, 3 oder 4 Tcilcn mincls innenliegenden Spannschlosscrn bzw. mineis aufgcschwciBtcn Sehornsreinbandsch.lOssern verbunden.
Dicsc naeh DIN vorgcsehene konstrllktive MaBnahl1le kalln in zu vcrrrctenden Einzelfallen vcrnach Hissigt und llluB gegcbCl1cllfall s bei hochbeanspruchtcn HeiBschornstcinCll erweiten werdcn.
Bei der Wahl der Konstfllktions- lInd Bauart der Rillgbcwchflmg für dic aufgrund eines gegcbcncn Spanllllllgszllstandcs im kriri schcn Bercich Iiegendcn T rolll llleln des Sehornstcinschaftes ist folgcndes zu beaehtcn:
Reine Scah lberonringe unter Vcrwendung von Rundstahl haben dea Vorzug, daB, solange Risse im Schaftmaucrwerk noch nicht aufgcrrcten sind, die Spannllngen am AuSenrand stark herabgescczr wcrdcn. Diese Ringe habcn jcdoeh den Nachtcil, da!} nach dem Aufrretcn de r Risse im Mauerwerk dicsc StahlspalUlllllg bis zur Streckgrcnzc und 110ch hoher ansteig r lI11d daS danll dic iiblichen Endhakcn lInd SroBverbindllngcn keinc Gc"wahr fi.ir die Übert: ragung bietcn.
Dicsc Stahlbctonringc sind somit naeh dem Auftreten der Risse im Maucrwerk ohne Wirkl1ng und konncn dic Verbrcitcrung der einmal aufgetrctcncn Risse auch nicht vcrhindcrn. Tritt dicscr ZlIs tand bei ge maucrtcn Sehornsreincn ein, so ist dic Srandfcstigkeit in gccigncccr W eise wicdclhcrzllstcllen.
D as naehtragliehc Anbringcll von Srahlbãndern ist gestanct. Die auBcn lImgclcgten Flachstahlbandagcll mlissen l11 indesrcns dem obcngcnannrcn QlIcrsehnitt von 80 x 10 111m entsprcchcn und so ll tcn nieht weitcr ais 1,40 111 untcrcinandcr vcrlegc wcrdcn. Dic Bolzenqucrschnitte miisscn dClll Bandqucrsclmitt cntspreehen.
N icht SeltCll kOllll11t es vor, da3 lllchrelc Rallchgaskanãlc (Füchse) in den Schornstein cingcführt werden müssen. Da mit die Abgase sieh nicht stoBen , d. h. nicht zusall1menpra llen und den Schornsrein in seincr Zugkrafr, d. h. in seincr FUllktionsweise, beeintrãchtigen, werden Lenk wandc (ZlIngen) odel Lci tblechc zur Abgrcnzung crriehtct. Dicse Lcnkwande sind so hoch aufzllmallem, daS die Hohc ctwas das 1,2- bis 1,Sfachc der bcrechnctcn Rauchgasgeschwindigkcit v (m/s) in Metem ausl113cht; hierbei ist dic H ühe von Mitre FlIchs anzunebmcn.
,. Statische Berechnung
D ic wesentliehc Beanspruchung eines Schomsteins neben thcrmischen EinAüsscn ist die durch Wind. Für den Standsichcrhcitsnaehweis ist daher dic Bcstil1l11111ng der Art lInd GroBc der W indlast cine wescndichc Voraussctzung. Gnmdlagc hicrzl1 bildct die DIN 1055, Blatt 4 " LastatU1ahmen im Hochbau, Vcrkehrslastcn - Windlasr", und DIN 1056 " Freisrehcndc Schornsteinc", Absehnitt 3.4 "Windlast".
Untcr Zugrundclegung dcr von der Kaminhohc und -fo rm abhangigen Windlast, der Eigcngcwiehrc und andercr Vcrkehrslastcn sind für dic einzelnen Schornsteinteilc die Hoehstspannungen zu ermitteln, lllld zwar mindcstens füe die Griindllugssohle, dic Sockdaufst3ndsfugc, die durch FllChs lInd andere bffnungcn gesehwaehtcn Querschnitte lInd für wesentliehe Absatze des SchaÍtcs.
Am Gri.indcn der Übersich tlichkeit erfo lgr dicser Nachwcis übcrwiegcnd in Tabcllcnforl11 auf bcsondcren Formblãcrcll1 .
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