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Zeitschrift der SIM International (Schweiz)

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Page 1: SIM heute 4/2015

4/2015 S I M i n t e r n a t i o n a l

heute

www.sim.ch

Page 2: SIM heute 4/2015

n Von Leo Mutzner, Direktor SIM-Schweiz

«SIM heute» 4/2015 n www.sim.ch2

KontaktSIM SchweizWeissensteinstrasse 1 Pf 4051; CH-2500 Biel 4Postfi nance: SIM, 10-2323-9IBAN: CH49 0900 0000 1000 2323 9BIC: POFICHBEXXX Tel./Fax: +41 (0) 32 345 14 44/[email protected]

Impressum«SIM heute» erscheint viermal im Jahr in Deutsch und Französisch. Jahresabonnement: CHF 10.–; € 8.–. Der Abonnementspreis ist in den Spenden des laufenden Jahres enthalten.Redaktion: Waltraud und Günter KunzGrafi k/Layout, Produktion: FRANK.COMMUNICATION. Singen (D), www.frank-com.deDruck: Jordi AG .das Medienhaus. Belp (CH), www.jordibelp.ch

Die SIM ist Mitglied der und der

SIM International (Suisse) hat den Ehrenkodex SEA unterzeich-net. Das Gütesiegel verpflichtet die Unterzeichner zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ihrer Spende.

Ohne seinen Bestimmungsort zu kennen, machte Abraham sich auf den Weg. Alles, was ihn dazu bewegte, Neues zu wagen, waren eine Aufforderung und ein Verspre-chen von einem unsichtbaren Gott. Sein Wagnis führte ihn keineswegs von einem Erfolgserlebnis zum anderen. Es ging durch Zweifel und schmerzliche Erfahrungen hin-durch. Doch nur so lernte er Gott kennen und wurde zum Vorbild der Gläubigen.

In dieser Ausgabe geht es auch darum, Neues zu wagen. Wir hören von den Ferienlagern der

„Sports-Friends“ mit dem Potenzial, Leben zu verändern. Mitarbeiter in Bangladesh gehen neue Wege, um Frauen und Kindern Hoffnung für die Zukunft zu vermitteln. Beeindruckende Auswirkungen der neuen Medien für ver-schlossene Gebiete werden uns vorgestellt, und mutige Mitarbeiter der SIM wagen neue Wege in Altstadtgassen. Abschliessend lässt Miriam Steiner uns an ihrem Erleben in Niger teilhaben, wo Lehrern neue Wege des Unter-richtens gezeigt werden.

Das Thema „Neues wagen“ beschäftigt uns auch als SIM Schweiz. So versuchten wir es zum Beispiel mit einem ersten „SIM bewegt“-Tag in der Gegend von Zürich: Worldcafé am Morgen und Sponsorenlauf am Nachmittag.

Wir wollen Christen in Gemeinden noch inten-siver herausfordern, Neues zu wagen. Nach kulturübergreifenden Kurzeinsätzen berichten Leute wie Miriam Steiner häufi g, wie viel sie über sich selbst, über andere, über andere Kul-turen und über ihre Beziehung zu Gott gelernt haben. Dazu konnten sie für andere Menschen ein Segensträger sein. Oftmals profi tiert die sendende Gemeinde von einer derartigen Er-fahrung, weil die zurückkehrende Person hoch motiviert ist und frischen Wind in das Mitei-nander bringt.

Sind wir bereit, Neues zu wagen? Der erste Schritt ist immer am herausfor-derndsten. Abraham wagte ihn, er machte sich auf den Weg und wurde zum Fremden. Und nur dadurch öffnete sich ihm der Blick für seine wahre Heimat: „Denn Abraham wartete auf die Stadt, die wirklich auf festen Funda-menten steht und deren Gründer und Erbauer Gott selbst ist“ (Hebräer 11,10). Für diese Hei-mat lohnt es sich, Neues zu wagen!

▲ Leo MutznerDirektor SIM-Schweiz

Editorial

Page 3: SIM heute 4/2015

Haben Sie selbst einmal ein Ferienlager miterlebt? Dann wissen Sie, wie prägend eine solche Erfahrung für ein Kind sein kann. Und wenn ein Ferienlager sogar der Anstoss zu einem veränderten, neuen Leben wird?

Die Ferienlager von Sports-Friends haben ge-rade dies zum Ziel. Ferienlager spielen für die Arbeit von Sports-Friends eine wichtige Rol-le und sind eine natürliche Ergänzung zum evangelistischen Sportprogramm auf Gemein-deebene. Wenn die jungen Leute mit ihren Gruppenleitern ins Lager kommen, werden die Beziehungen vertieft, Herz und Verstand öffnen sich für das Evangelium, und der Dienst unter den jungen Leuten wird gefestigt.

Ein Ferienlager ist ein einmaliges Erlebnis im Leben derer, die teilnehmen können. In diesem

Jahr hofft Sports-Friends 1’000 Jugendliche an ein Ferienlager in Afrika oder Asien schicken zu können.

Sie können für lediglich CHF 50.– einem jun-gen Menschen die Teilnahme ermöglichen, einer ganzen Mannschaft mit CHF 600.–. Mit CHF 4’000.– können sie ein gesamtes Ferienla-ger sponsern.

Im Januar beendeten 11 Frauen ihre ein- bis zweijährige Berufslehre im Pro-jekt “Children’s Uplift Program” (CUP) in Bangladesch.

CUP wurde gegründet, um gefährdeten Kin-dern in der Dhaka-Region zu helfen. Nach Forschungsarbeiten und verschiedenen loka-len Einsätzen eröffnete CUP im Januar 2009 eine Aufnahmestelle für heimatlose Kinder und Mütter. Das Zentrum ist ein sicherer Ort, wo sie Hilfe und Dienstleistungen empfangen.

Vor kurzem hat CUP mit einem Ausbildungs-programm und einem Haus, das Obdach bie-tet, sein Angebot erweitert. Frauen erhalten Beratung und Anleitung für das alltägliche Leben sowie eine Berufsausbildung, die ihnen hilft, nicht zum Betteln oder zur Sex-Arbeit zurückkehren zu müssen.

Trainer hilft Teilnehmer auch in Glaubens- sachen fit zu werden

Eine Mutter mit ihrem Kind im CUP-Zentrum

Projekt Nr. 99803 „Sports-Friends-Camps“ Mehr dazu auf:

www.sports-friends.org/en/campers-scholarships

Viele der Frauen verfügen nach Absolvie-rung der Ausbildung über genug Fähigkei-ten, um bei einer Kleiderfabrik eine Stelle anzunehmen.

Das Projekt hat zum Ziel, Mütter bereits in der Schwangerschaft zu unterstützen, um Kindern von Beginn ihres Lebens an helfen zu können.

«SIM heute» 4/2015 n www.sim.ch 3Kenntnisse vermitteln – Leben verändern

Page 4: SIM heute 4/2015

Am Horn von Afrika findet man Menschen, die ständig unterwegs sind. Sie werden

„Dalmar” genannt, was soviel wie „Länder durchstreifen” bedeutet. Und das Reisen spielt sicherlich eine Schlüsselrolle in dem kulturellen Erbe derer, die sich hier zu-hause wissen. Mit einer Vergangenheit als nomadische Hirten üben viele aus dieser Ecke der Welt Berufe wie Seefahrer oder Fernfahrer im ostafrikanischen Raum aus. In der jüngeren Vergangenheit wurden viele wegen der über Jahrzehnte hinweg andauernden Bürgerkriege dazu gezwun-gen, ihre Heimat zu verlassen. Auf der Su-che nach einem besseren Leben ziehen sie von einem Land ins andere.

Gott hat mit dieser Migration etwas im Sinn. In der Apostelgeschichte lesen wir, dass Gott fest-setzt, wo Völker leben sollen. „Die Völker sind zu uns gekommen“ ist Realität in vielen Ländern, die Flüchtlinge aufnehmen und solche, die nach einem besseren Leben suchen.

Hunderttausende von Migranten haben sich in Städten in Afrika, Europa und Nordamerika angesiedelt. In ihren äusserst eigenständigen Volksgruppen werden sie von Kind auf gelehrt, einer Religion zu folgen, die sie nicht gewählt haben. Ihnen wird beigebracht, sich gegen jeg-liche Veränderung zu wehren, und die Gesell-schaft übt Druck auf die aus, die es wagen, sich ihren Regeln zu widersetzen.

Wegen dieser Barriere sind sie schwer zugäng-lich, egal wo sie leben. In einem anderen Land besteht jedoch die Möglichkeit, dass sie durch Christen vom Evangelium hören.

GOTT BEREITET EINEN WEGEin weltweites Netz afrikanischer Christen und kulturübergreifender Mitarbeiter aus anderen Ländern hat sich mit einer speziellen Sprache und Kultur befasst. Sie haben viele Jahre ihres Lebens eingesetzt, um den Völkern am Horn von Afrika zu dienen.

Sie kümmern sich um Gruppen in der Diaspora, in den Zufluchtsländern, und bieten ihnen Hilfe beim Erlernen der Sprache oder anderer Kennt-nisse. Sie möchten Freundschaften aufbauen

und den Menschen helfen, in ihrer neuen Hei-mat zu überleben. Das kann lange dauern, und es werden noch viele gebraucht, die bereit sind, Gott auf diese Weise zu dienen.

Die moderne Technologie ermöglicht sichere Wege, um entwurzelte Volksgruppen in ihrer Sprache zu erreichen, ganz egal, wo sie sich be-finden. Radio, Internetseiten und soziale Medien verschaffen den Menschen rund um die Welt an-onymen Zugang zu Gottes Wahrheit, zuhause, in privater Umgebung.

Das Radioprogramm Voice of New Life (VNL) wurde von einem SIM-Mitarbeiter bei seiner Ankunft am Horn von Afrika ins Leben gerufen und feierte im Februar 2015 sein 40-jähriges Bestehen. Das vergangene Jahr war im Hinblick auf die Anzahl und Qualität der Kontakte das beste seit der Gründung: 1‘264 Emails, Telefon-gespräche oder persönliche Begegnungen fanden mit 81 Hörern in 15 Ländern statt. Unter diesen 81 Personen waren 24, die sich nach mindestens einem Jahr Pause wieder gemeldet hatten. Und 13 dieser 24 Menschen erwähnten, dass sie jetzt an Christus glauben würden. Weitere fünf Hörer vertrauten 2014 ihr Leben Christus an.

So viele Zuhörer waren überrascht, dass an den täglichen Sendungen „nichts Falsches“ ist, und dass die Bibel anders ist, als sie gedacht hatten.

Ein treuer Hörer und Hauskirchenleiter schrieb aus einem verschlossenen Land: „Heute ist Sonntag, und ich kann mir vorstellen, dass Sie in Ihrer Kirche Gottesdienst feiern. Sie sind zu be-

glückwünschen, weil Sie alle Freiheiten genies-sen, um Gott anzubeten. Bitte beten Sie für uns, dass wir eines Tages auch die gleiche Freiheit bekommen, die es uns erlaubt, uneingeschränkt Gottesdienst zu feiern.“

Einheimische Gläubige bezeugen ihren Lands-leuten anonym Gottes Wahrheit über eine Inter-netseite und die damit verlinkte Facebookseite. Sie geben Antworten, Erklärungen und Kurse für Interessierte. Das Echo war so enorm im Oktober 2014, dass die Facebook-Werbung eine Pause ein-legen musste, um denen Zeit zu geben, die auf die Flut der Nachrichten zu antworten versuchten!

Dieses Jahr überstiegen während der Osterwo-che die Facebook-Einträge die 500‘000-Grenze! Der Eintrag über das Massaker an der Garissa-Universität in Kenia im April wurde mehr als 200‘000 mal von Leuten am Horn von Afrika angeklickt – unter ihnen ein Koranlehrer, der die erste Hälfte des Online-Kurses „Ein Gott, ein Weg“ durchgearbeitet hatte.

Gott überwindet Hindernisse, seien es poli-tische, geographische, sprachliche oder kultu-relle, welche die am wenigsten erreichten oder schwer zu erreichenden Menschen von der Guten Nachricht fernhalten. Diese Menschen am Horn von Afrika werden zu dem wahren und lebendigen Gott hingezogen, trotz all der Risiken, die sie dabei eingehen. „Ihr Weg nach Emmaus, auf dem sie Christus begegnen, mag wie in Zeitlupe erscheinen“, kommentiert der Gründer der Internetseite. „Und doch: Beten Sie für das Volk, das unterwegs ist.“

Die Menschen am Horn von Afrika werden zu dem wahren und lebendigen Gott hingezogen, trotz all der Risiken, die sie dabei eingehen.

n Name des Verfassers vorenthalten.

«SIM heute» 4/2015 n www.sim.ch4 Horn von Afrika

Page 5: SIM heute 4/2015

Grauenhaft! Es ist schwierig, Worte zu finden, um das Massaker vom 2. April 2015 an den 147 Studenten des Colleges der Garissa-Universität im Nordosten Kenias zu beschreiben. Medien-berichten zufolge haben die vier ausführenden al-Sh@b@@b-Dschihadisten bewusst christ-liche Studenten ins Visier genommen und ein Morgengebetstreffen ausgesucht. Als wir die Ereignisse am Fernsehen und über Internet ver-folgten, dachten wir an unsere Freunde, die als Missionare in dieser Stadt arbeiteten. Wir wa-ren erleichtert, als wir per Facebook und Email erfuhren, dass sie unverletzt waren, obwohl sie nahe beim Universitätsgelände wohnten. Zwei Jahre zuvor war einer unserer Freunde, der mu-tig seinen Glauben an Jesus bezeugte, in der Innenstadt von Garissa erschossen worden.

Wie betrachten wir radikale Islamisten? Die Schrift versichert uns, dass Jesus Christus Herr der Geschichte ist. Sein Verkündigungs- und Heilungsdienst gipfelte in seinem Opfer am Kreuz und seiner siegreichen Auferstehung. Als Folge von dem Massaker an der Garissa-Universität ist es natürlich und normal, dass wir für die kenianischen Familien, die geliebte Personen verloren haben, um Trost bitten. Es ist

Die moderne Tech-nologie ermöglicht sichere Wege, um entwurzelte Volks-gruppen in ihrer Sprache zu erreichen, ganz egal, wo sie sich befinden.

angebracht, für physische und psychische Hei-lung der Überlebenden zu beten.

Aber wie steht es um das Gebet für die Mitglie-der von al-Sh@b@@b? Während des Gottes-dienstes am Gründonnerstag betete unser Pa-stor für die schreckliche Situation in Garissa. Er beendete sein Gebet mit der Bitte um Segen für die Feinde der Christen, im Bewusstsein, dass unser dreieiniger Gott sowohl gerecht als auch gnädig ist. Das ist ein komplexes theologisches Thema, und die Schrift gibt uns Aufschluss da-rüber, wie unser Herr auf seine Verfolger rea-giert. Um die Tragweite der Gnade Gottes bes-ser zu verstehen, möchte ich Ihnen ein Zeugnis von meinem Kollegen Aadan weitergeben, das er zum 40. Jubiläum der Radiosendung Voice of New Life gab.

Er berichtete von zwei Hörern aus Muqdisho, die über ihre Zeit bei al-Sh@b@@b schrieben, ehe sie der Organisation entflohen. Beide sind inzwischen Christen, und das Hören der Sen-dungen war ein wesentlicher Faktor für ihre Umkehr. Der eine arbeitete vor allem als Fahrer und Koch, doch der andere war ein Schütze. In einer Mail beschrieb er Aadan, wie er heimlich die VNL-Sendungen hörte. Er versteckte sich am Rande des Lagers, benutzte Ohrhörer, die an das unauffällige Radiogerät in seiner Tasche angeschlossen waren.

„Durch die VNL-Sendungen ging mir Gottes Licht auf, das mir Hoffnung und Leben brachte. Durch VNL kam ich zum Glauben, als ich noch zu al-Sh@b@@b gehörte. Und ich bat Gott, dass er mich befreite.“ Weil er in seiner Vergangenheit an Massakern beteiligt war, fragte dieser Hörer Aadan, ob der Herr ihm all das vergeben würde, was er in seiner Laufbahn als Schütze bei den Dschihadisten getan hätte. Aadan teilte uns mit, dass er seinem neuen Bruder geschrieben und

ihm versichert hatte, dass das Blut Jesu Christi alle seine Sünden zudecken würde.

Es ist durchaus gerechtfertigt, dafür zu beten, dass die Dschihadisten, die in der ganzen Welt Terror verbreiten, besiegt werden und zu Fall kommen. Aber Sie können Ihre Gebete auch mit der Auferstehungshoffnung würzen und unseren gnädigen Gott bitten, dass er viele zur Umkehr bewegt, dass sie dem Weg der Gewalt abschwö-ren und sich dem Friedenskönig anvertrauen.

«SIM heute» 4/2015 n www.sim.ch 5Horn von Afrika

Page 6: SIM heute 4/2015

Wie antwortet die Kirche auf die Tatsache, dass in Nordafrika so viele noch nie vom Evangelium gehört haben?Die SIM hat sich ihre ersten Sporen mit Pionieren im Stil eines Paulus verdient, die flussaufwärts gezogen sind, jenseits des Einzugsgebietes der bestehenden Missionen, hin zu denen, die noch nie das Evangelium gehört hatten. Dem folgte jahrzehntelanger treuer Dienst von Leuten, die, ähnlich wie einst Timotheus, die aufkeimenden Gruppen von Gläubigen zu selbstständigen Gemeinden heranbildeten und dazu befähigten, selbst neue Gemeinden zu gründen. Heute ern-ten wir die Früchte einer dritten Kategorie von Mitarbeitern, nämlich solcher, die als Partner die-ser Gemeinden gewirkt haben, die nun ihrerseits Mitarbeiter in andere Kulturen aussenden.

Gott ist am Werk, um das Augenmerk der SIM wieder auf die zu richten, die leben und sterben, ohne vom Evangelium gehört zu ha-ben. Das lenkt unsere Aufmerksamkeit auf Volksgruppen und Gesellschaften, die kaum Zugang zum Evangelium haben und motiviert uns, Neues zu wagen. Das heisst auch, dass wir einen wachsenden Bedarf an „Paulus“-Pionieren haben und an „Timotheus“-Mitar-beitern, die neue Gemeinden aufbauen.

Nordafrika ist eine Region, für die wir Pionie-re und treue Mitarbeiter suchen. Schauen Sie sich diese Zahlen an:

564 ethnische Gruppen mit 199 Millionen Menschen sind noch unerreicht. „Uner-reicht“ bedeutet, dass die Kirche in den jeweiligen Gruppen weniger als 2 Prozent der Bevölkerung ausmacht.

In 351 ethnischen Gruppen mit 25 Millio-nen Menschen ist das Zeugnis der Kirche

„inaktiv“. Es gibt keinen Langzeit-Gemein-degründer, der unter ihnen lebt.

Unser Engagement soll denen gelten, die Jesus nicht kennen.Während der Begriff „unerreicht“ die Reaktion der Menschen auf das Evangelium misst, so sagt der Begriff „inaktiv“ etwas über das Interesse der Kirche an den Mitmenschen aus. Es wird Zeit, dass die Kirche sich für Nordafrika aufmacht! Wie viele Paulusse und Timotheusse brauchen

wir in der Region, in der 89 Prozent der Volks-gruppen unerreicht sind und in 77 Prozent der Volksgruppen das Zeugnis inaktiv ist? Wie kann sich die SIM mit anderen zusammentun, und wo fangen wir in einem so riesigen Gebiet an?

„Der Herr sprach zu Mose: ‚Schick einige Män-ner aus, die das Land Kanaan erkunden, das ich den Israeliten geben will.‘“ (4. Mose 13,1). Wir haben Teile von Nordafrika erforscht, uns die Bedürfnisse der einheimischen Kirche und internationaler Organisationen angehört und dabei Gott um Führung für den nächsten Schritt gebeten. So wurden wir zu drei Gebieten geführt.

Das erste ist die Sahelzone, die Sahara des Nigers. Dort rekrutiert SIM-Niger nun Prak-tikanten für Wüsten-Arbeit in einem zwei-jährigen Ausbildungsprogramm, das TIMO genannt wird. Das zweite Gebiet ist in einem Land in Nordafrika, wo Beziehungen mit der

einheimischen Kirche aufgebaut werden. Hier soll eine theologische und missiologische Aus-bildung gewährleistet werden, um ihre Arbeit zu fördern und Mitarbeiter in weitere Gebiete im Norden Afrikas aussenden zu können. Die dritte Region ist ein weiteres Land in Nordafri-ka, wo Gott bereits einige Jahre zuvor einer SIM-Familie eine Möglichkeit zum Dienst auf-gezeigt hatte. Und diese Geschichte ist es wert, erzählt zu werden.

Von der Stadtmitte aus die Wüste erreichenIm Jahr 2007 war für „Don und Louise“ nach zwei Jahrzehnten eine Veränderung angesagt: von Ost- nach Nordafrika. Es war ein heisser Nachmittag. Don und ich lagen regungslos unter einem De-ckenventilator, als er mir seine Vorstellung von Dienst und Leben in Nordafrika darlegte.

Für Don hatte sich nur selten die Gelegenheit ge-boten, seine künstlerische Begabung einzusetzen. Doch jetzt konnte er sich vorstellen, eine Kunst-galerie als ein missionarisches Unternehmen innerhalb einer Medina (ummauerte Altstadt) zu betreiben. Ihm schwebte ein Atelier vor, wohin Leute kommen könnten, um das Malen zu erler-nen, Freundschaften zu schliessen und von Jesus zu hören. Und seine Familie würde über den Ge-schäftsräumen wohnen. Ich war fasziniert.

Drei Jahre später setzten Don, Louise und ihre Kinder diesen Traum um. Er eröffnete mit einem Partner ein Kunstgeschäft und fing an, in der Me-dina zu wirken. Gott gebrauchte seine erstaun-liche Begabung, Beziehungen zu knüpfen. Bald freundete er sich mit Künstlern vom Basar an. Im Gebet suchte er sich Menschen des Friedens aus, mit denen er geschäftliche Beziehungen aufbau-te und denen er half, ihre Produkte in auslän-dische Märkte zu exportieren. Das brachte ihn

in die Wüste, wo er die Grossfamilie eines seiner Geschäftsfreunde traf. Don hatte seit jeher ein Herz für Nomaden, und nun verschaffte ihm sein Unternehmen die Möglichkeit, die Wüste von der Stadtmitte aus zu erreichen.

Im April 2013 trafen wir uns wieder. Inzwi-schen hatte ich die Verantwortung als Vorreiter für die Arbeit in Nordafrika übernommen. Ich merkte, dass ihre Arbeit nicht einfach war, aber sie hielten durch aufgrund ihres Glaubens und Vertrauens in Gott, der sie klar leitete. Don führte mich im Land herum und erläuterte mir seine Vision, was die SIM hier tun könnte. Und er stellte mir mögliche Partner für den Dienst vor. Es sah alles so gut aus.

Einige Wochen später erhielt Don die Dia-gnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. Für die

n Name des Verfassers vorenthalten.

«SIM heute» 4/2015 n www.sim.ch6 Neue Herausforderung

Page 7: SIM heute 4/2015

Zwei bedeutende Erdbeben erschüt-terten Nepal am 25. April und 12. Mai. Dabei kamen über 8‘600 Menschen ums Leben. Als Antwort auf die Zer-störung tat sich die SIM mit der United Mission to Nepal (UMN) zusammen, um den am schlimmsten Betroffenen Hilfe zu bringen. Diese gemeinsame Aktion versorgte einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser, bot Notunterkünfte, me-dizinische Betreuung, Transporte und auch Seelsorge.

Sowohl die SIM, als auch die UMN und andere Partnerorganisationen konzent-rierten ihre Anstrengungen auf die schwer heimgesuchte Dhading-Region. Von dort wurden mehr als 700 Todesfälle und noch viel mehr Verletzte gemeldet. In den sieben Verwaltungsbezirken, in denen die UMN tätig war, sind 98 Prozent der Wohnungen schwer beschädigt oder zerstört. Die Beben töteten auch Viehherden und zerstörten Anbauflächen.

„Wir fragten bei ein paar Dorfbewohnern nach, die das Hilfspaket erhalten hatten“, sagte ein Mitglied der Hilfsmannschaft in einem Bericht über die Hilfslieferungen im Ree-Verwaltungsbezirk. „Alle drückten ihre Dankbarkeit aus … Sie waren glücklich da-rüber, dass ihre Leute die Hilfe brachten und für ihr Dorf sorgten.“

Schwere Regenfälle, Erdrutsche und Man-gel an Hubschraubern haben die Vertei-lung von lebensnotwendigen Gütern stark beeinträchtigt. Wenn Sie helfen wollen, können Sie dies durch eine Spende für das SIM-Nothilfeprojekt Nr. 88600 „Erdbeben-Nepal“ tun.

Familie bedeutete das, unverzüglich in ihr Herkunftsland zurück-

zukehren. Sie waren, wie alle anderen, mit de-nen sie in Nordafrika in Kontakt standen, am Boden zerstört. Sechs Monate später berief Gott Don von der Erde ab in seine Gegenwart. Die Beerdigung war beeindruckend, und je-der konnte erkennen, auf welche besondere Weise Gott Don gebraucht hatte. Sein Zeug-nis von Jesus Christus hat viele Menschen beeinflusst und verändert. Es ist schwer zu verstehen, warum es für Gott angebracht war, ihn zu sich zu nehmen, wo doch die Arbeit in diesem Land in Nordafrika so von Don und Louise abzuhängen schien.

Drei Wochen vor Dons Tod musste ich noch ein-mal mit ihm skypen. Ich war schockiert, ihn so ausgemergelt zu sehen. Er schien in den vergan-genen fünf Monaten um 40 Jahre gealtert zu sein. Louise musste ihm helfen, um eine einigermas-

sen angenehme Position zu finden. Nach der Be-grüssung sagte ich: „ Don, du hast mir von deiner grossen Vision für dieses Land erzählt. Möchtest du, dass ich diese weiter verfolge?“ Er brauchte etwas Zeit, um genug Kraft zu sammeln und lä-chelte, als er sagte: „Du wärst dumm, wenn du’s nicht tun würdest.“ „Ich übernehme den Stab und renne“, sagte ich bei dem Versuch, meine Gefühle zu bändigen. „Oh nein, der Stab ist noch immer in meiner Hand!“ stellte er klar. Ich er-widerte: „Ich seh, wie du um die Kurve kommst. Ich mach mich bereit“. Ich hatte Tränen in den Augen, als wir zusammen beteten und uns von-einander verabschiedeten.

Seither steht dieses Land im Fokus meiner Arbeit. Wir haben inzwischen funktionierende Partner-schaften mit ein paar Organisationen und missi-onarischen Unternehmen. Zu Beginn dieses Jah-res kamen drei Familien für Langzeiteinsätze an, und es gibt noch 50 weitere offene Stellen, die von unseren Partnern besetzt werden müssen!

Wir brauchen kreative Paulusse und Timotheus-se. Wir brauchen ausgebildete Fachleute, die als Berater im Bereich der Palliativpflege, der Ar-beit mit behinderten Jugendlichen oder gefähr-deten Menschen tätig sein können. Wir benö-tigen Lehrer/innen für Missionarskinder, einen bildenden Künstler und einen Videografen. Wir brauchen Leute, die im Land ausbilden, um mis-sionarische Unternehmen zu ermöglichen.

Unsere Botschaft lautet, ähnlich wie die von Kaleb: „Lasst uns hinaufziehen und das Land einnehmen, es wird uns bestimmt möglich sein.“ (4. Mose 13,30) Gott hat uns gerufen. Es ist Zeit zu gehen. Beten Sie mit uns und helfen Sie uns, diese grossartige Gelegenheit beim Schopf zu packen.

Don hatte seit jeher ein Herz für Nomaden, und nun verschaffte ihm sein Unternehmen die Möglichkeit, die Wüste von der Stadtmitte aus zu erreichen.

Foto: Gabriel Jens

Nordafrika ist eine Region, für die wir Pioniere und treue Mitarbeiter suchen.

Ihm schwebte ein Atelier vor, wohin Leute kommen könnten, um das Ma-len zu erlernen, Freundschaften zu schliessen und von Jesus zu hören.

«SIM heute» 4/2015 n www.sim.ch 7Nothilfe für Nepal

Page 8: SIM heute 4/2015

Auf drei Jahre Erfahrung in ihrem Beruf kann Miriam Steiner bereits zurückbli-cken, als sie sich bei der SIM-Schweiz für einen Missionseinsatz bewirbt. Für die ausgebildete Vorschul- und Primarlehre-rin findet sich schnell ein Platz, an dem sie mit ihrem Wissen und ihrem gelebten Glauben gebraucht wird. Die SIM in Niger unterhält das Projekt „SIM-Education“, und dort ist die Unterstützung durch Mi-riam höchst willkommen. Doch lassen wir Miriam selbst zu Wort kommen:

Das SIM-Education-Team besteht in diesem Jahr mit mir zusammen aus fünf Leuten, zwei von ih-nen, Laurence Moret und Isalyne Burgat, stam-men aus der französischsprechenden Schweiz. Die Hauptaufgabe besteht darin, einheimische Schulen und Lehrpersonen im Unterricht zu be-suchen, zu begleiten, zu beraten und Weiterbil-dungen für sie zu organisieren.

Zu Beginn meines Aufenthaltes durfte ich ein zehntägiges pädagogisches Seminar besu-chen, das sich mit Fragen des Unterrichtens mit einem christlichen Lebensstil beschäf-tigte. Eines der Hauptthemen, welches immer wieder auftauchte, war die Auseinanderset-zung mit dem Thema Gewalt in der Schule, nicht zuletzt mit der Frage, ob eine Lehrper-son die Kinder in der Schule schlagen dürfe. Das Seminar bot mir gleichzeitig die Möglich-keit, Bekanntschaft mit einheimischen Lehr-kräften zu schliessen, mit denen ich später zusammenarbeiten würde.

EINDRÜCKE VON EINER „ANDEREN WELT“Wenn ich auf der Terrasse meines Hauses sitze oder durch die Strassen Niameys schlendere, bietet sich mir eine Vielfalt an Geräuschen. Manche sind mir bekannt, andere weniger. Und einige passen für mich nicht in eine Gross-stadt. Oder besser gesagt: in eine Grossstadt,

wie ich sie kenne. Da höre ich das ständige Surren des Ventilators, das Meckern der Geissen, die hier zuhauf frei auf den Strassen herumlau-fen, Auto- und Motorradhu-pen, die Rufe des Muezzins, Kindergeschrei, Gespräche in unbekannten Sprachen, das Krabbeln der Eidechsen, das schmatzende Geräusch mei-ner Flipflops, die nach einem Regenschauer beim Gehen im Matsch stecken bleiben, die bettelnden Kinder, das Klopfen an Autoscheiben an einer Kreuzung, um Guthaben für Prepaid-Karten oder ähnliches zu verkaufen oder die Scheiben zu putzen. Da ist das Klappern der Hufe der Esel, die eine Last durch die Strasse ziehen, das Knallen der Peitschen, mit denen

sie zur Eile angetrieben werden und das Quietschen der Räder ihres Wagens. Das Brummen der überla-denen Lastwagen, schreiende Häh-ne oder das Bimmeln der Händler, die von Strasse zu Strasse ziehen, um etwas zu verkaufen. Pfeifen, Knattern, Knarren, Klopfen etc. aus Quellen, die ich bis jetzt nicht fin-den konnte. Dazu Gerüche, vertraut und doch so fremd.

HERAUSFORDERUNGEN IM SCHULALLTAGEs ist sehr heiss, im Moment meist um die 40°C. Die Ventilatoren funktionieren nicht, da es keinen Strom gibt. Auf dem Terrain der Schule existieren nicht viele Schattenplätze. Es gibt kein fliessendes Wasser in den Schul-zimmern; alles benötigte Wasser muss bei der Pumpe geholt werden: Zum Trinken, zum Putzen der Wandtafel oder der Schiefertafeln, zum Händewaschen etc. Es sind nicht alle Möbel, Schulbänke und Materialien vorhan-den, die benötigt würden.

Der Unterricht ist in Französisch, wobei nur wenige Kinder im Kindergarten diese Sprache verstehen und sprechen können. Die Arbeits-blätter im Kindergarten werden momentan für jedes einzelne der 25 Kinder von Hand gezeichnet. Bei Schulbeginn kennst du deine Klassengrösse nicht, und sie verändert sich stetig im Lauf der ersten Wochen, weil Kinder an- und abgemeldet werden.

Meine Aufgabe ist es zu beobachten, Erfah-rungen zu sammeln und die Lehrperson zu unterstützen. Da der Familien- und Kultur-hintergrund der Kinder ein anderer ist, als ich das von der Schweiz her kenne, ist dies span-nend, aber auch herausfordernd.

DORT, WO MEINE WEISHEITUND ERFAHRUNG AUFHÖRT, FÄNGT GOTTES WEISHEIT ANDies durfte ich erfahren, während ich ver-suchte, einer Lehrperson zur Seite zu stehen, welche jeden Tag 27 dreijährige Kinder zu bändigen hat. Sie hat keine Ausbildung ge-macht. Sie arbeitete lediglich anderthalb Jah-re in dieser Schule als Assistentin. Zu Beginn des zweiten Semesters wurde ihr die Klasse übergeben – die Lehrperson, welche die Klasse vorher führte, wurde aufgrund Lehrer-mangels in eine andere Stufe versetzt. Über-fordert mit dieser Aufgabe bat sie mich, sie zu unterstützen. So haben wir jeweils einen Morgen pro Woche gemeinsam vorbereitet und durchgeführt. Sport, eine Geschichte er-zählen und vier verschiedene Ateliers standen jeweils auf dem Programm.

Am Schuljahresende feierten wir mit den Lehrkräften, die an den Weiterbildungskursen teilgenommen hatten. Bei diesem Anlass wurden die Teilnahmebestätigungen ausge-händigt, die ich vorbereiten durfte: insge-samt 94 Personen hatten in diesem Jahr an mindestens einem Kurs teilgenommen! Die Stimmung war top, der Hunger gross, und das Adieu-Sagen herzlich. Ich bin gespannt, was Gott aus diesen gemeinsamen Erlebnissen wachsen lässt. Ob wir uns wohl je wiederse-hen werden?

Das SIM-Education-Team 2014/15

Miriam bei einem Kurs für Lehrkräfte

«SIM heute» 4/2015 n www.sim.ch8 Kurzzeit-Einsatz– Langzeit-Wirkung