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Fernando Arrabal Mis humildes paraísos Meine bescheidenen Paradiese Deutsch von Ina Fiensch Da das spanische Original (1985) mit abgedruckt ist, zielen die deutschen Fassungen eher auf eine wörtliche Übersetzung als auf eine freie Nachdichtung. Die 21 Illustrationen wurden aus El sueño de los insectos, dem teilweisen Neudruck von 1992, übernommen.

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Fernando Arrabal

Mis humildes paraísos

Meine bescheidenen Paradiese

Deutsch von Ina Fiensch

Da das spanische Original (1985) mit abgedruckt ist, zielen die deutschen Fassungen eher auf

eine wörtliche Übersetzung als auf eine freie Nachdichtung. Die 21 Illustrationen wurden aus

El sueño de los insectos, dem teilweisen Neudruck von 1992, übernommen.

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Mis humildes paraísos, spanisch - deutsch

El gorgojo

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I

Clausurado en un guisante el gorgojo prudente vacila entre la introversión y la misantropía. Al punto de despuntar se encelda en las entrañas no para nacer de nuevo, sino para enterrarse. No se satisface con menos que con todo pero, como poco le parece, se retira desilusionado a la grandeza de su esperanza frustrada, a la ruindad de su socavado grano. Todo lo ocupa su conocimiento alivio de su soledad, aunque no su reconocimiento. No revienta de desconocimiento, su melancolía lo entretiene deteniéndolo. Quisiera vivir en la nada el que es todo inteligencia. Si el pesimismo, corazón de la prudencia. es sombra tan fulgurosa, ¡cómo sería la luz!

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I

Eingeschlossen in einer Erbse schwankt der bedachtsame Kornkäfer zwischen Introversion1 und Menschenhaß. Kurz vor dem Keimen schließt er sich (in einer Zelle) im Inneren ein nicht um neu geboren zu werden, sondern um sich (lebendig) zu begraben2. Er ist nicht mit weniger zufrieden als mit allem aber, weil es ihm gering erscheint, zieht er sich enttäuscht zurück zu der Größe seiner frustrierten Hoffnung, zu der Knauserei seines ausgehöhlten Samenkorns. Alles wird eingenommen von seiner Erkenntnis, Erleichterung seiner Einsamkeit, wenn auch nicht von seiner An-Erkenntnis3. Er birst nicht vor Unkenntnis, seine Melancholie unterhält ihn und hält ihn auf. Er würde im Nichts leben wollen er, der ganz Intelligenz ist. Wenn schon der Pessimismus, Herzstück der Bedachtsamkeit, ein so strahlender Schatten ist, Was wäre da erst das Licht!

1 Bedeutet: auf das eigene Innenleben konzentriert/ Zurückgezogenheit/ Verschlossenheit = Introvertiertheit (steht nicht im Duden). 2 Im Sinne von: sich abschotten/ sich von der Umwelt und den Menschen abschließen. 3 Um auch im Deutschen bei der Wortwiederholung zu bleiben, steht hier „An-Erkenntnis“ statt ‘Anerkennung’.

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II

Engalana sus breves líneas el mosquito con la bizarría del garbo y con las precisas exigencias de la esencia. Los segmentos de sus patitas señalan la distancia entre la vida y el vacío. Inclino mi oreja a su sabio zumbido que es sabiduría superflua para el insecto y prolija para el que no quiere oír.

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II

Ihre kurzen Linien schmückt die Mücke mit der Kühnheit der Anmut und mit dem,was für das Wesen notwendig ist. Die Segmente ihrer Beinchen bezeichnen den Abstand zwischen Leben und Leere. Ich neige mein Ohr ihrem weisen Summen das für das Insekt überflüssige Weisheit ist und lästig für den, der nicht hören will.

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III

Se ve vivir entre tinieblas la cucaracha, sola, que sólo los bien vistos son visibles. Todo se conjura para ofenderla. Aquello por lo que ella es tal echa a sus espaldas la negrura y entre sus patas lo rastrero perfumando de hedor su diligencia. Pretende desempeñarse acaudalando ofensa sobre ofensa. Entre tantas maravillas de la noche, la que menos le satisface es ella, cuando más se reconoce menos se admira y corre para desvanecerse en su vanidad desvanecida. Tan allá resuena el vilipendio, que la malmirada, de las miradas se esconde bajo el más vil pendón.

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III

Man sieht sie in der Dunkelheit leben die Kakerlake, allein, denn nur die gern Gesehenen sind sichtbar. Alle verschwören sich um sie zu beleidigen. Der Grund, warum sie so ist wie sie ist wirft die Schwärze auf ihren Rücken und zwischen ihre Beine das Verachtenswerte und parfümiert ihre Sorgfalt mit Gestank. Sie strebt danach sich auszulösen indem sie eine Beleidigung nach der anderen sammelt4. Unter allen Wundern der Nacht, ist sie das, welches sie am wenigsten zufriedenstellt,5 je mehr sie sich selbst erkennt, um so weniger achtet sie sich und sie läuft, um zu verschwinden in ihrer verschwindenden Eitelkeit. So sehr hallt dort die Verachtung wieder, daß sie, die Unbeliebte, sich versteckt vor den Blicken unter dem elendsten Banner.

4 Im Sinne von: anhäufen; ‘acaudalar’ ist immer in Verbindung mit ‘Vermögen, Schätze, Geld sammeln’ zu sehen, um so ungewöhnlicher erscheint die Verbindung mit „ofensa“. 5 Das heißt: ‘sie ist das Wunder der Nacht, welches mit sich selbst am wenigsten zufrieden ist’.

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La libélula

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IV

¡Con qué jubilosa exactitud el color, celoso de la forma, concibió los matices en las alas de la libélula! ¡Con qué fulgores precisos la armonía puso colofón al destello irisado de su gama! ¡Con qué reverencia justa los afectos variaron los tonos para una belleza mas sentida que creada! ¡Con qué regalo infinito los infinitos colores dejan de ser hermosos para aparecer sublimes!

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IV

Mit welch jubelnder Genauigkeit entwarf die Farbe, eifersüchtig auf die Form, die Nuancen in den Flügeln der Libelle! Mit welch präzisem Schimmern setzte die Harmonie den Schlußakkord zum schillernden Aufblitzen ihrer Farbskala! Mit welch treffender Hochachtung wechselten die Emotionen die Farbtöne zu Gunsten einer Schönheit fühlbarer als erschaffen6! Mit welch grenzenlosem Geschenk hört die unendliche Farbenvielfalt auf schön zu sein um erhaben zu erscheinen!

6 Das heißt: ‘zu Gunsten einer Schöheit/ die man stärker fühlt, als sie ursprünglich erschaffen wurde’

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El hilo de la virgen

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V

Entre dos cimas de un soplo la araña traza como línea de lo sutil el hilo de la virgen.

¡Cuánta ventaja lleva el hilo a la tela en el cruce de la precisión con el tino! Hermoso es el punto que brilla más aún la línea que luce. Atiende a la simetría que armoniza en proporcionada senda. Recoveco gustosamente tan perdido como con tanta rectitud hallado que más que de finezas laberinto es refinado atajo. Hebra moradora del aire que hilvana con su hilo, que con su fulgor la noche anima, que lo tenue ilumina con tan etérea gracia. ¿Cuál es su duración y cuál su fin en el estar y en el ser? que la sutileza hija es del rigor y madre de la agudeza.

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V

Zwischen zwei Wipfeln eines Hauchs zieht die Spinne wie eine Linie der Feinheit den Faden der Jungfrau7. Was für einen Vorteil bringt der Faden dem (Spinn)Gewebe wenn Präzision und Geschick aufeinandertreffen! Schön ist der Punkt, der glänzt schöner noch die Linie, die leuchtet. Er8 berücksichtigt die Symmetrie die mit den gleichmäßigen Pfaden in Einklang steht. Eine Biegung, die sich gerne so verliert als auch mit solch einer Geradlinigkeit angestrebt wird die mehr als Labyrinth der Feinheiten vollendete Abkürzung ist. Faser, Bewohnerin der Luft die mit ihrem Faden entwirft, die mit ihrem Glanz die Nacht beseelt, die das Zarte mit so himmlischer Anmut erleuchtet. Was ist seine9 Dauer und was sein Ende in dem Dasein und in dem Sein? daß die Feinheit Tochter der Genauigkeit ist und Mutter des Scharfsinns10.

7 Tatsächlich ist der ‘Titel’ des Gedichts „el hilo de la virgen“. Im Gegensatz zu den anderen Gedichten, die nur nach Insekten oder anderen Tieren benannt sind. 8 Bezieht sich auf ‘den Faden’. 9 Bezieht sich auf ‘den Faden’. 10 Das Substantiv „agudeza“ taucht noch mal in Gedicht XV El escorpión in der 9. Zeile auf.

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El grillo

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VI

Es mucho de admirar con qué suave porfía va el canto del grillo apoderándose de la noche. Penetra en la obscuridad, rompe el silencio, triunfa de las tinieblas sordas, sube, crece y predomina. El crepúsculo recoge en su seno lo mejor de su canto el calor lo arropa y le da ecos el aire aliento y soplo. El amor le ministra su arrebato. El estribillo se arraiga en sus entrañas frotando sus élitros. Quien tanto son contiene para confesar su celo a la recompensa llega. ¡Qué cabal el canto suena! Alegra los oídos del que oye y mucho más del amoroso amo que lo logra.

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17

VI

Es ist sehr zu bewundern mit welcher sanften Hartnäckigkeit der Gesang der Grille dahingeht und sich der Nacht bemächtigt. Er durchdringt die Dunkelheit, zerreißt die Stille, triumphiert über die taube Finsternis, steigt auf, wächst und überwiegt. Die Abenddämmerung sammelt in ihrem Schoß das Beste ihres Gesangs die Hitze deckt ihn zu und gibt ihn wieder die Luft (gibt ihm) Atem und Hauch. Die Liebe verwaltet seine Erregung. Der Kehrreim wird heimisch in ihren Eingeweiden und reibt sich seine Flügel. Wer über solch einen Klang verfügt um seine Paarungsbereitschaft einzugestehen gelangt zur Belohnung. Wie vollendet der Gesang klingt! Er erfreut das Gehör von dem, der ihn hört und mehr noch den Liebestollen (Besitzer), der es11 erreicht.

11 Das „es“ bezieht sich auf das Paaren.

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La mariposa vanesa

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VII

Parecióle a la belleza museo estrecho la tierra; buscó en el aire, y en los confines del primor y la armonía encontró a la mariposa vanesa.

¡Qué misterios se esconden tras sus murallas de púrpura! Tanto prodigio con tanta concordia, tanta variedad con tanta permanencia, que su mesura no se explica descomponiendo sus elementos.

Pompa de la inefable gracia, consecuencia de los atributos sutiles que nada puede enmendar un átomo de su hermosura. Sus alas vestidas de ceniza se revisten del esplendor de su purísimo manto tan sin freno de fineza como picado de excelencia. Empeñada en el descubrimiento palabras me faltan donde devoción me sobra.

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VII

Der Schönheit schien die Erde eine begrenzte Kunstsammlung (zu sein); sie suchte in der Luft, und an den Grenzen der Vollkommenheit und der Harmonie fand sie den Admiral12. Welche Geheimnisse verstecken sich hinter seinen Mauern aus Purpur! So ein Wunder in einer derartigen Eintracht, so eine Vielfalt in einer derartigen Dauerhaftigkeit, deren Maß sich nicht erklären läßt indem man seine Bestandteile auseinandernimmt. Pracht von unaussprechlicher Anmut, Folge der zarten Attribute und nicht ein Atom kann deren Schönheit verbessern. Seine mit Asche überzogenen Flügel kleiden sich mit der Pracht seines überaus keuschen Mantels ebenso ungezügelt von der Zartheit wie gekränkt von der Vortrefflichkeit. Verpflichtet zur Entdeckung fehlen mir Worte wo mir nur Verehrung übrigbleibt.

12 Das ist eine mögliche Übersetzung den Wörterbüchern und Muttersprachlern zufolge. Es gibt verschiedene Arten der Gattung Vanessa. Es könnte sich auch allgemein um die Gattung handeln, dann wäre die Übersetzung ‘Vanessaschmetterling’ treffender. Aber aus dem Textzusammenhang heraus scheint es sich doch um einen speziellen Schmetterling zu handeln, deswegen bevorzuge ich die Übersetzung „Admiral“. Vgl. ‘Lexikon’ zu Mis humildes paraísos, S. 4.

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El ciempiés

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VIII

¡Mira con qué donosura entran cien pies en la existencia!

Es vagabundo el ciempiés que no cuenta su camino

por zancadas, sino por desfiles. Para un solo paso ¡qué afán tan concurrido! No tiemblan tanto sus patas de torpeza cuanto de recato.

Su cuerpo fajado de rodillas la divagación hospeda. Saboreando el zanganeo su corazón no sabe

si la corazonada le guía o la costumbre le lleva. Contemplando sus pies tan reducidos sueña con caminos infinitos.

Pide al tiempo le permita un tiempo el que desea una eternidad de merodeo.

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23

VIII

Schau mit welcher Anmut hundert Füße eintreten in das Dasein! Der Tausendfüßer ist ein Landstreicher der seinen Weg nicht mit Schritten ausmißt, sondern mit Paraden. Für einen einzigen Schritt was für ein Eifer so zusammenkommt! Seine Beine zittern nicht so sehr vor Ungeschicklichkeit als vor Scheu. Sein bandförmiger Körper aus Scheiben13 beherbergt die Abschweifung. Während er das Faulenzen auskostet weiß sein Herz nicht ob die Eingebung ihn führt oder die Gewohnheit ihn leitet. Seine so reduzierten Füße betrachtend träumt er von unendlichen Wegen. Er bittet die Zeit, daß sie ihm Zeit gewährt er, der sich eine Ewigkeit des Umherstreifens wünscht.

13 Das Wort „rodilla“ kann man auch mit ‘Kniescheibe’ übersetzen; mit „Scheiben“ sind wohl die einzelnen Segmente gemeint, aus denen sich der Körper des Tausendfüßers zusammensetzt.

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IX

El serrín de ornato que la polilla ralla en las suntuosas pieles

hace rebozo sobre sus alas al empacho y velo de ceniza a su humildad.

Abreviada mariposa de la noche de aparecer indigna se recata ante la luz del día. Hace de lo majestuoso

polvo cuando no lodo. Tanto goza del ostentoso pasto al transformarlo en carcoma que su alma salta de contento acompañada de todos sus sentidos.

El manjar que da vida a la polilla supo quitárselo a la estola. ¡Qué bien le sabe

lo que tan caro se paga! Éntrale muy en su provecho y en el de la entropía.

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IX

Das (Säge)Mehl der Zierde das die Motte14 in den luxuriösen Fellen hinterläßt legt aus Verlegenheit eine Verhüllung über ihre Flügel und aus Demut einen grauen Schleier darüber. Der verkürzte Schmetterling der Nacht hütet sich vor dem unwürdigen Erscheinen in Gegenwart des Tageslichts. Sie macht aus dem Majestetischen Staub, wenn nicht sogar Dreck. So sehr genießt sie die prahlerische Mahlzeit während sie sie in Mehl umwandelt daß ihre Seele springt vor Zufriedenheit begleitet von all(en) ihren Sinnen. Die Delikatesse, die der Motte das Leben gibt wußte sie der Stola wegzunehmen. Wie gut schmeckt ihr was man so teuer bezahlt! Ihr gereicht es sehr zu ihrem Vorteil und zu dem der Entropie15.

14 Aufgrund der Nahrung handelt es sich hier wohl um die Pelzmotte. Vgl. ‘Lexikon’ zu Mis humildes paraísos, S.4/5. 15 Das ist eine Zustandsgröße der Physik, die die Richtung, in der ein thermodynamischer Prozeß abläuft, charakterisiert.

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El longicornio

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X

Con qué penetrante antena el longicornio considera la mesa que el melocotonero le presenta.

Encomia la abundancia, pondera la sazón, admira el obsequio. Todo deja de ser grande para ser del infinito un regalo.

Una mañana le gusta un plato

y otras otro, tal día lo dulce del fruto le apetece y tal otro lo ácido de la hoja o lo picante de los tallos o lo salado de las raíces. Sabiendo lo que ha de comer lo sabe mejor alcanzar y le sabe tan sabroso.

Levantando su agudo cuerno contempla el inmenso penacho del melocotonero que no cabe en el cielo

cuanto menos en la tierra.

28

28

X

Mit was für einem starken Fühler achtet der Bockkäfer16 die Tafel die der Pfirsichbaum ihm darbietet. Er lobt die Fülle, preist die Würze, bewundert die Gastlichkeit. Alles hört auf groß zu sein um ein Geschenk des Unendlichen zu sein. An einem Morgen gefällt ihm ein Gericht und an einem anderen ein anderes, an einem Tag mag er die Süße der Frucht und an einem anderen das Saure der Blätter oder die Schärfe der Stiele oder das Salzige der Wurzeln. Wissend, was er essen muß weiß er es besser zu erreichen und es schmeckt ihm so köstlich. Sein spitzes Horn hebend betrachtet er den immensen Kopfputz17 des Pfirsichbaumes der weder in den Himmel paßt und weniger noch auf die Erde.

16 Aufgrund des Lebensraumes Pfirsichbaum könnte es sich hier um den Purpurbock handeln. Vgl. ‘Lexikon’ zu Mis humildes paraísos, S. 5. 17 Wörtlich ist „penacho“ mit ‘Federbusch’ zu übersetzen. Gemeint ist die Krone des Baumes.

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La tijereta

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XI

¿Qué taja con sus tijeras la tijereta? ¿Los picos corta cual cortapicos? ¿Ojala orejas? ¿Al distraído musculoso emascula? La he visto comiendo por la boca que nunca por el rabo. De pereza aliñada de pétalos nutrida y con una pinza ataviada que ni saja, ni tala, ni poda, ni capa. Tanta substancia tiene su leyenda como el prejuicio, que tan novicio brota el impulso de juzgar como veterano persiste el hábito de prejuzgar.

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XI

Was schneidet mit seinen Kneifern der Ohrenkneifer18 Welcher Ohrenkneifer19 kürzt die Spitzen? Hoffentlich Ohren? Entmannt er den unaufmerksamen Muskelmann? Ich habe ihn essen sehen mit dem Mund aber niemals mit dem Schwanz. Von Faulheit geschmückt genährt von Blütenblättern und mit einer herausgeputzten Zange die weder einschneidet, noch fällt20, noch beschneidet, noch kastriert. So viel Stoff hat seine Legende (so) wie das Vorurteil, daß der Hang zum Richten nicht weniger jung bleibt wie sich zäh die Gewohnheit hält, vorschnell zu urteilen.

18 Umgangssprachlich auch ‘Ohrenkriecher’. Die entsprechende entomologische Bezeichnung für das Insekt ist eigentlich ‘Ohrwurm’. Aber um auch im Deutschen das Wortspiel deutlich zu machen, wurde „la tijereta“ hier mit einer passenden umgangssprachlichen Übersetzung übertragen. 19 „Cortapicos“ (Pl. unveränderlich) ist eigentlich auch mit ‘Ohrwurm’ zu übersetzen. 20 Im Sinne von: ‘Bäume fällen’.

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El gusano de seda

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XII

Retirado en su patio de cartón, teatro de su proeza, el gusano de seda en el brete de su modestia, fábula y Fénix se hacía para pasmo de mi infancia.

Ahondaba en su propia reserva y no hallaba en sí, sino baba para hilar su inmortalidad. Previniendo de trabajo lo que de altanería le faltaba, comenzaba por una disimulada hebra y acababa por un declarado ovillo.

Inmolado, realzaba su fin, del sucumbir hacía triunfo cuando tiritaba la vida de su vecino trance.

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XII

Zurückgezogen in ihren Innenhof aus Karton, Schauplatz ihrer Leistung, wurde die Seidenraupe in der Klemme ihrer Bescheidenheit, zu Fabel und Phönix21 zum Objekt der Bewunderung meiner Kindheit. Sie vertiefte sich in ihren eigenen Vorrat und fand in sich nichts, außer Schleim um ihre Unsterblichkeit zu spinnen. Sie schuf durch die Arbeit (das) was ihr an Überheblichkeit fehlte, sie begann mit einer unauffälligen Faser und endete mit einem öffentlichen Knäuel22. Geopfert, betonte sie ihr Ende , sie schuf aus dem Unterliegen einen Sieg als das Leben erschauderte vor ihrer nahe bevorstehenden Todesstunde.

21 Von den Ägyptern verehrter Sagenvogel, der sich auf dem Scheiterhaufen verbrannte und verjüngt wieder auferstand. 22 Gemeint ist der Kokon „capullo“.

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XIII

Estaba la rectitud encarnada sin lugar donde nacer.

Van buscando seis largas patas una hechura donde alojarse. La típula las alberga y les ofrece vida aun sin apenas regalarles cuerpo.

Tan frágil es la típula que compone un abdomen de lo que parece un estorbo, borrando las rudezas del volumen trazando las finezas de la línea.

¡Tantos contrarios tuvo para nacer y muchos más después de nacida!

Qué poco encerrada en la materia …si no lo estuviera por la vida.

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XIII

Sie war die leibhaftige Geradlinigkeit ohne Ort der Geburt. Sechs lange Beine suchen eine Kreatur, wo sie unterkommen können. Die Schnake beherbergt sie und bietet ihnen Leben an auch wenn sie ihnen kaum Körper schenkt. So zerbrechlich ist die Schnake die einen Hinterleib bildet der wie ein Hindernis erscheint, die Plumpheit des Umfangs verwischend die Feinheiten der Linie entwerfend. So viele Gegensätze hatte sie um geboren zu werden und mehr noch nach der Geburt! Wie wenig eingeschlossen in der Materie ...wenn es nicht wegen des Lebens wäre.

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La babosita del rosal

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XIV

Al ser concebida la babosita del rosal

concibió que sólo se salvaría baboseando halagadoramente; a su puerto de salud nunca le faltó saliva.

Más para su provecho que para su gusto se finge tan agradecida como poco graciosa. Ve mal aunque bien mira al requebrado, suspendida.

El halago tercia en el encomio y tuerce el sentido, dejando tan sólo estelas de baba.

Cuando lo dicho sale por la boca la dicha entra

pero el hecho austero prevalece.

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XIV

Als sie empfangen wurde23 begriff die Schwärmerraupe24 des Rosenstrauchs, daß sie sich nur retten könnte indem sie schmeichlerisch sabbert; ihrem Hafen der Gesundheit fehlte niemals Speichel. Mehr zu ihrem Nutzen als zu ihrem Gefallen gibt sie sich so dankbar wie wenig anmutig. Sie, die Aufgehängte, sieht schlecht obwohl sie die Schmeichelei25 gutheißt. Das Schmeicheln beteiligt sich am Lob und verdreht den Sinn, so bleiben nur Spuren aus Schleim zurück. Wenn das Gesagte aus dem Mund kommt tritt Glückseligkeit ein aber die ernste Tatsache überwiegt.

23Im Sinne von: ‘Als sie erschaffen wurde/ Als sie entstand’ 24 Möglicherweise spezielle Schwärmerraupe: Mittlerer Weinschwärmer – Deilephila elpenor. Vgl. ‘Lexikon’ zu Mis humildes paraísos, S. 6. 25 An dieser Stelle steht im Spanischen die Substantivierung des Partizips von ‘requebrar’. Dessen Verwendung ist unüblich und wurde wohl statt des Subtantivs ‘el requiebro’ - ‘Schmeichelei/ Kompliment’ verwandt.

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El escorpión

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XV

A Ia prontitud el escorpión sabe hallar atajo. Adecua esta prenda con la precisión y juntas forman el súbito venablo. Presto en el sentenciar repentino en el pinchar. Agudeza coronada de veneno es pregón de su reputación, que si el más feroz amasa con sangre el escorpión con ponzoña. Aspirando a rematar al primer lance, alerta al disimulo, dictando recato a su arrebato. Puede cantar sus condenas pero no contar sus perdones. Dispuso la ambición llevar un dardo y así el escorpión pervirtió al cangrejo.

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XV

Mit Schnelligkeit weiß der Skorpion die Abkürzung zu finden. Er paßt diese Eigenschaft der Präzision an und zusammen bilden sie einen jähen (Jagd-)Spieß. Geschwind bei der Entscheidung unerwartet beim Zustechen. Scharfsinn, gekrönt von Gift ist die Ankündigung seines Rufes, denn das was der Schrecklichste mit Blut ausgeheckt tut der Skorpion mit Gift. Während er danach strebt, das Urduell zu beenden, ist er darauf bedacht, sich zu verstellen, er schreibt seiner Erregung Vorsicht vor. Er kann sich seiner Verurteilungen rühmen aber er kann nicht von seinem Verzeihen erzählen. Der Ehrgeiz schrieb vor einen Speer zu tragen und so pervertierte der Skorpion zum Krebs.

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XVI

Si el hombre tan en breve ha de desvanecerse en polvo, la hormiga se remeda, por una eternidad de calcos, con la inmortalidad apalabrada. La continencia es su ganancia porque agonizando casta vive dando a luz perpetuamente. Cuenta sin fin con su reloj de abdomen, poniendo huevos mientras expira en mi desenlace inacabable que comenzó enlazada en el aire con el macho y continuó enlutada en el foso catacumba. Sus miembros no se mueven pero sus entrañas se conmueven. Vino del cielo volando, tras una noche de bodas, volátil. Hospedó por un instante en las alturas

al que abrió sus bajos sacándola de la nada para ser mucho.

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XVI

Wenn der Mensch sich in Kürze in Staub auflösen muß, wird die Ameise nachgeahmt, durch eine Ewigkeit von Imitationen und durch die Verabredung mit der Unsterblichkeit. Die Enthaltsamkeit ist ihr Gewinn da die Art dem Ende entgegengeht lebt sie ständig dem Licht zugewandt. Sie zählt ohne Ende mit ihrer Uhr des Unterleibs, indem sie Eier legt, während sie stirbt in einer endlosen Auflösung die sie mit dem Männchen in der Luft verbunden begann und in Trauerkleidern in den Katakomben fortsetzte. Ihre Glieder bewegen sich nicht aber ihre Eingeweide werden erschüttert. Sie kam fliegend vom Himmel nach einer Hochzeitsnacht, flüchtig. Für einen Augenblick (war sie) in den Höhen zu Hause für den sie ihren unteren Teil öffnete und der sie aus dem Nichts herausholte damit sie viel sei.

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XVII

Muy a mi gusto cobijaría a la pulga de otros años. Bien quisiera fuese mi brazo

de un palacio la alacena para hospedar a la vampiresita. Cómo le franquearía mis poros poniéndole a sus pies mis venas. Mi sangre le daría de limosna.

¡Que abstinencia de substancia para saciarse sólo de la esencia! Para un viático tan subjetivo qué disposición tan sublime se requiere.

A quien busca el corazón solo ofrece un rincón la electrónica: alzó el vuelo la saltarina exigua juzgando la tierra exangüe.

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XVII

Es wäre sehr nach meinem Geschmack, könnte ich den Floh vor anderen Jahren beschützen. Ich wünschte, es wäre mein Arm der Speiseschrank eines Palastes um das Vampirchen zu beherbergen. Wie gerne würde ich ihm meine Poren darbieten und ihm meine Adern zu Füßen legen. Mein Blut würde ich ihm als Almosen geben. Welche gehaltvolle Enthaltung um sich nur an der Essenz zu sättigen! Für eine so subjektive Wegzehrung was für eine hohe Begabung ist dazu erforderlich. Für den der das Herz sucht bietet die Elektronik26 nur eine Ecke27: der Flug erhob den winzigen Springinsfeld/ Luftikus und richtete die blutleere Erde.

26 Eigentlich steht „electrónica“ in der 3. Zeile der letzten Strophe, daher hat die letzte Strophe statt der fünf Zeilen im Spanischen nur vier Zeilen im Deutschen. 27 Bedeutet so viel wie: ‘bietet die Elektronik nur ein kleines Eckchen/ nur wenig Raum’.

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XVIII

Viendose de tan corto cuerpo el pececillo de plata no sale de la tierra ni en la mar entra, que su mote no se entrañó en sus entrañas. Para designar basta una palabra de soberbio, no para que el humilde nade. Cuán nada valen los humanos dichos sin los hechos.

Las escamas que del cielo le cayeron traje son de su amago de pescado y gajes de lo argentado de su apodo; pero cuán poco llenan su vanidad aunque rnucho lo ahuecan. De los lomos de los Iibros hace su pan cotidiano con migajuelas de lema como para triturar el nombre del que lo nombró sin tino. ¡Qué importa que el verbo se adelante si la razón se queda!

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48

XVIII

Daherkommend mit einem so kurzen Körper verläßt das Silberfischchen weder die Erde noch hat es Zutritt zum Meer, so daß sich sein Spitzname überhaupt nicht in seinen Eingeweiden festgesetzt hat. Zur Bezeichnung reicht ein Wort der Anmaßung, aber es reicht nicht, damit der Bescheidene schwimmt. Wie nichts wirken die menschlichen Sprüche ohne die Taten. Die Schuppen, die ihm vom Himmel zufielen sind die Kleidung seiner Gebärde als Fisch und Lohn der Versilberung seines Spottnamens; aber wie wenig befriedigen sie seine Eitelkeit obwohl sie es28 sehr aufblähen. Aus den Buchrücken macht es sein täglich(es) Brot mit den Krümelchen der Lehrsätze wie um den Namen zu zermahlen von dem, der es ohne Feingefühl benannte. Was bedeutet es schon, daß der Ausdruck weiterkommt wenn die Vernunft auf der Strecke bleibt!

28 Bezieht sich auf das Silberfischchen.

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XIX

Ayer mansito saltamontes hoy langosta marcial atropellando con la tropa. Soledosa criatura primero, después criada de la desolación despreciando lo que el sedentario estima apreciando lo que el trashumante arruina. Unida sin pastor a la mesnada se muda en pasto de la plaga cebándose con tanto antojo que apetito le falta. Si allí de paseo aquí de paso. Si allí perezoso aquí perentoria. Si allí gota aquí diluvio. A orillas del abismo sin enredarse en la manada, el manso hace llano el estoicismo y el altruismo espontáneo.

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50

XIX

Gestern sanftes Heuschreckchen29 heute kriegerische Heuschrecke die im Schwarm angreift. Erst allein lebendes Geschöpf, dann Dienerin der Verwüstung mißachtend, was der Seßhafte achtet schätzend, was der Umherziehende zerstört. Vereint zu einer Truppe ohne Hirten wird sie zum Nährboden einer (Land)Plage und sie mästet sich mit so viel Begierde daß sie den Appetit verliert. Dort spazierengehend hier durchziehend. Dort faul hier drängend. Dort ein Tropfen hier eine Sintflut. An den Ufern des Abgrundes ohne sich mit dem Schwarm zu vermischen, verdeutlicht die Sanfte den Stoizismus30 und den spontanen Altruismus31.

29 Im Deutschen gibt es nicht wie im Spanischen zwei Begriffe für ein und dasselbe Insekt, das verschiedene Phasen durchlebt (Solitärphase und Wanderphase), „saltamontes“ wurde hier für die ‘friedliche’, die Solitär-phase und „langosta“ für die zerstörerische Wanderphase verwandt. Vgl. ‘Lexikon’ zu Mis humildes paraísos, S. 8/9. Der Diminutiv des Adjektivs „manso“ wurde in der Übersetzung auf „saltamontes“ übertragen. 30 Steht für ‘Gleichmut/ Gelassenhei/ Unerschütterlichkeit’. 31 Kann man auch mit ‘Selbstlosigkeit/ Nächstenliebe’ übersetzen.

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La oruga geómetra

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XX

EI cero previene y el uno ejecuta. La oruga geómetra midiendo que no mide lo que debe medir calcula tanteando su pasado. Barajando desdichas con dichas inventa la medida y diligencia el recuerdo con mesuradas reglas. Cuando la oruga sufre mide lo que vale sola, lo mucho descubre y lo bueno imagina. El recuerdo cuenta y el olvido descuenta, que lo que no se cuenta es como si no fuere.

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XX

Die Null vermeidet und die Eins führt aus. Die Spannerraupe32 die mißt und nicht mißt was sie messen soll, berechnet sie indem sie ihre Vergangenheit überschlägt. Unglück mit Glück vermischend erfindet sie das Maß und bearbeitet die Erinnerung mit maßvollen Regeln. Wenn die Raupe leidet mißt sie, was sie allein wert ist, das Zuviel entdeckt sie und das Gute stellt sie sich vor. Die Erinnerung zählt sie und das Vergessen zieht sie ab, denn was man nicht mitrechnet ist, als ob es nicht existieren würde.

32 Bezieht sich auf die Familie der Geometridae, eine Schmetterlingsfamilie.

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XXI

La glotonería de la termita hace de su mesa casa y aun de que es poco se queja. Grandes son sus comidas, aun sólo sombras de sus cenas. Su puchero es calabozo de su alma, encierro de sus facultades y anticipado féretro de madera a grandes bocados hecho. Prefiere morir de ahíta que de hambre. La voracidad llena de pasto y vacía de substancia. Comiendo mucho a mucho, poco a poco se desmorona la pasta del glotón y se rinde su residencia de serrín.

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XXI

Die Gefräßigkeit der Termite macht aus ihrem Tisch ihr Haus und sogar darüber beklagt sie sich, es sei zu wenig. Groß sind ihre Mittagessen wenn auch nur Schatten ihrer Abendmahlzeiten. Ihr täglich Brot ist das Gefängnis ihrer Seele, das Einsperren ihrer Fähigkeiten und verfrühter Sarg aus Holz gemacht aus großen Bissen. Sie bevorzugt an Überfütterung zu sterben als vor Hunger. Die Gefräßigkeit voll an Nahrung und leer an Substanz. Sie frißt mehr und mehr, nach und nach zerfällt die Pasta des Vielfraßes und es beugt sich ihre Residenz aus Sägemehl.

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El escarabajo

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XXII

El escarabajo supone un creador conquistador de exactitudes pero rendido a la medida. Grande es el adorno de su caparazón, mayor el de su destino, ayer larva, anteayer huevo, hoy caminante coprófago. ¡Cuánto apetito siente! ¡Con qué gusto, de excrementos se ceba! Desmenuzados sábenle mejor, porque nada es todo.

Ahondo en la esencia sin recelo, con celos lo contemplo y se enciende mi celo ante un banquete de heces. Cada manjar eternidad merece.

Convidada a un ágape único donde el que convida inconsciente es convite del convidado. A1 favor de mirar corresponde el fervor de admirar.

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XXII

Der Käfer33 setzt einen Schöpfer voraus Eroberer von Genauigkeiten aber dem Maß unterworfen. Groß ist der Schmuck seines Panzers, größer noch der seines Schicksals, gestern Larve, vorgestern Ei, heute koprophager34 Reisender. Wieviel Appetit er verspürt! Mit welchem Genuß er sich an Exkrementen mästet! Zerkleinert schmecken sie ihm besser, weil weniger mehr ist. Ich dringe35 in das Wesen ein ohne Argwohn, mit Eifersucht betrachte ich ihn und mein Eifer wird entfacht vor einem Bankett aus Kot. Jede Speise ist würdig für die Ewigkeit. Geladen zu einer einzigartigen Agape36 wo der, der unbewußt einlädt die Einladung des Geladenen ist. Der Gewogenheit des Schauens entspricht die Hingabe des Bewunderns.

33 „El escarabajo“ kann man auch speziell mit ‘Skarabäus’ übersetzen, wofür aus dem Textzusammenhang heraus einiges sprechen könnte: „supone un creador“ (Z.1) - „Grande es el adorno de su caparazón,/ mayor el de su destino,“ (Z.3/4). – Die alten Ägypter erhoben den Skarabäus (Pillendreher) zum Sonnensymbol, dadurch entstand ein religiöser Kult um diesen Käfer, worauf „Schöpfer“ und „Schicksal“ möglicherweise hindeuten könnten. Aber vielleicht handelt es sich hier auch nur allgemein um einen kotfressenden (Blatthorn)Käfer – „caminante coprófago“ (Z.7) [zu dieser Überfamilie gehört u.a. die Familie der Pillendreher, in die auch die Skarabäus-Arten einzuordnen sind], da hier gar keine Rede von den Kugeln bzw. Pillen ist, obwohl so charak-teristisch, die diese Käfer in einem zehn- bis zwanzigfachen Ausmaß ihres Körpergewichtes anfertigen. Eine relativ kleine Kugel ist auf dem Bild zu dem Gedicht in El sueño de los insectos abgebildet. Vgl. ‘Lexikon’ zu Mis humildes paraísos, S. 10. 34 Bedeutet: ‘kotfressend’. 35 Die Konstruktion „ahondo en la esencia“ taucht noch mal in der 1. Zeile der 2. Strophe des Gedichts XXXIV (La mariposa) auf. 36 Bedeutet: ‘Festessen/ Gelage’; ursprünglich: ein Mahl christlicher Nächstenliebe.

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XXIII

¡Qué gozosa voy a la cama! gasto en ella todos mis retiros, idea, viento, sombra y aun menos. Hasta que me duermo no conozco lo que valgo. Pero quitadme el sueño y veréis lo que me queda. Por doquiera que va yo sigo al sueño, que el dormir es el principio y el fin de toda vigilia. En despertando me echo a descansar para que en la razón la fantasía se adormezca.

Con cuán penetrante abandono me examino en el espejo del sueño presa de un abrasado sopor. Perdida cuando más entretenida, sin precio viajo y sin desprecio me reposo.

Más sueña quien menos vive que es propio de puros soñar más porque, negándose a la hazaña, enteros se dan a la quimera.

El que sueña se queda con el sueño dado y le vale mucho, considerándose con él pagado. Que es licor de estrellas alambicado por el sino.

¿Entregó la llave del sueño al albedrío la mosca tsé-tsé?

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XXIII

Wie fröhlich gehe ich zu Bett! verschwende darin all meine Einsamkeit, Gedanke, Wind, Schatten und noch weniger. Solange ich nicht einschlafe weiß ich nicht, wozu ich fähig bin. Aber raubt mir den Schlaf und ihr werdet sehen, was mir bleibt. Wohin er auch geht, ich verfolge den Traum, denn der Schlaf ist der Anfang und das Ende einer jeden Nachtwache. Beim Erwachen fange ich an mich auszuruhen, damit in der Vernunft die Phantasie einschläft. Mit solch einer durchdringenden Verlassenheit erforsche ich mich im Spiegel des Traumes, gefangenen von einer brennenden Schläfrigkeit. Verloren, wenn ich sehr beschäftigt bin, reise ich ohne Preis und ohne Verachtung ruhe ich mich aus. Der träumt mehr, der weniger lebt denn reine Wesen pflegen mehr zu träumen weil sie, sich der Heldentat versagend, sich ganz der Schimäre37 hingeben. Wer schläft behält den vergönnten Traum und er schätzt ihn sehr, indem er glaubt mit ihm belohnt zu sein. Das ist der Likör der Sterne ausgeklügelt durch das Schicksal. Übergab sie den Schlüssel zum Traum freiwillig die Tsetsefliege?

37 Ist auch mit ‘Hirngespinst’ zu übersetzen.

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XXIV

Adornada de pobreza y modestia, éstas son sus joyas la mosca del vinagre se posa en nuestra mesa para merecer nuestra deferencia. La humildad le da alas.

Aprovechándose de lo que tan bien le sabe la mosca en la miseria de la casa reconoce de la creación la riqueza.

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XXIV

Geschmückt von Dürftigkeit und Schlichtheit, dies ist ihr Schmuck, setzt sich die Essigfliege auf unserem Tisch um unsere Rücksicht zu verdienen. Die Bescheidenheit verleiht ihr Flügel. Sich dessen bedienend, was ihr so gut schmeckt erkennt die Fliege in der Armut des Hauses den Reichtum der Schöpfung.

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La mariposa de la muerte

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XXV

Avivada con la fe su devoción la mariposa de la muerte vuela hacia la luz irremediablemente.

Tan aficionada al fulgor que su curiosidad la pierde. Con qué gozo se ajunta al destello con qué gusto recibe el resplandor.

Quiere sosegarse en la contemplación y revolotea buscando el espacio entre la luz y la Iumbre. Cuán bien preparada al alumbramiento cuán mal dispuesta al deslumbramiento.

El esplendor entra por sus ojos y, verdugo de su cuerpo, triunfa de su instinto.

El entendimiento admira y la voluntad arde. La mariposa se arroja a la llama para comprenderla y abrasarse. En ella desaparece. Sólo la luz permanece.

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XXV

Wegen seiner vom Glauben belebten Hingabe fliegt der Totenkopf zum Licht unwiderruflich. So dem Strahlen zugetan daß seine Neugier ihn zugrunde richtet.

Mit welcher Wonne verbindet er sich mit dem flackernden Licht mit welchen Vergnügen empfängt er den Glanz. Er will sich ausruhen in der Betrachtung und flattert umher, den Raum suchend zwischen Licht und Feuer. Wie gut vorbereitet auf das Leuchten wie schlecht ausgestattet für die Blendung. Der Glanz dringt ein durch seine Augen und, Henker seines Körpers, triumphiert über seinen Instinkt. Der Verstand bewundert und der Wille (ver)brennt. Der Schmetterling stürzt sich auf die Flamme um sie zu begreifen und sich zu entzünden. In ihr verschwindet er. Nur das Licht bleibt.

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El avispón

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XXVI

Con voracidad insaciable de un manjar infinito de violencia donde lo ávido con lo avieso alinda el avispón que se pica de guerrero pica y mata con el pico. Juez es y verdugo, no son necesarias otras pruebas, condena con tanta insensibilidad como sentimiento de los condenados. Tanta culpa le sobra como le falta remordimiento, troca los lazos del instinto en enredo para sus desmanes, todo consagrado a la muerte el que toda la vida ha profanado. La rabia le sube por el rabo cara a cara con la saña, última y primera vez que su rejón injerta muriendo al dar la muerte.

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XXVI

Mit der unersättlichen Gefräßigkeit einer grenzenlosen Speise der Gewalt wo das Gierige an das Boshafte grenzt sticht und tötet die Hornisse die sich aufspielt als Kriegerin mit dem Stachel. Richter und Henker, andere Beweise sind nicht nötig, sie verurteilt mit soviel Gefühllosigkeit wie die Verurteilten Gefühl haben. So viel Schuld bleibt ihr wie ihr an Reue fehlt, sie verwandelt die Fallen des Instinkts in Intrigen für ihren Gewaltmißbrauch, alles dem Tod geweiht den sie ihr ganze Leben herabgewürdigt hat. Die Wut steigt in ihr auf durch den Hinterleib38 von Angesicht zu Angesicht mit der Raserei, das letzte und das erste Mal daß sie ihren Stachel einsetzt und stirbt, während sie den Tod bringt.

38 Das Wort „el rabo“ ist eigentlich mit ‘der Schwanz’ zu übersetzen.

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La efémera

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XXVII

Vence la intención del instante la efémera con Ia intensidad del instinto. Es un primor su parto en el que amanece su vejez. No hace de su infancia noviciado. sino que a la primera hora, para enlazarse, baila con rumbo de sepelio. Antes será conocida por muerta que por madre. ¡Tan en breve se resuelve en polvo! ¡Con qué impaciencia irrumpe de porvenir tan vacía como de presente plena! ¡Con qué diligencia emerge a su ratito de eternidad! ¡Con qué afán descubre el tiempo y con qué celeridad gozando! ¡Cuán efímera es la existencia...! Cuando parece que brota toda acaba en nada.

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XXVII

Die Tücke des Augenblicks besiegt die Eintagsfliege mit der Intensität des Instinkts. Ihre Geburt ist eine wahre Freude mit der sogleich ihr Altern erwacht. Sie macht aus ihrer Kindheit keine Lehrzeit, sondern von der erste Stunde an, tanzt sie, um sich zu vermählen, mit Kurs auf das Begräbnis. Sie wird eher bekannt als Tote als als Mutter. So schnell verwandelt sie sich in Staub! Mit welcher Ungeduld bricht sie in das Leben ein sie, die so arm an Zukunft wie reich an Gegenwart ist! Mit welchem Eifer taucht sie in ihren kleinen Augenblick von Ewigkeit! Mit welcher Eile entdeckt sie die Zeit und mit welcher Schnelligkeit genießt sie sie! Wie vergänglich ist die Existenz....! Wenn es scheint, daß alles keimt endet es im Nichts.

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La larva

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XXVIII

Encogióse en el capullo la larva viendo lo poco que valía. Anida en su propio seno, la soledad son canceles el recogimiento celosías, cebándose de sus entrañas con los ojos cerrados a las vicisitudes y abiertos a las metamorfosis.

Con aliños de eremita medita, se echa a descansar, yerma en la yema de su yema, considerando la grandeza de la mariposa a la vista de su bajeza.

La transfiguración acoge el convite de la larva preñada de desesperanza para dar existencia a la esencia de la mariposa.

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. XXVIII

Sie zog39 sich in den Kokon zurück die Larve40 und sah, wie wenig sie wert war. Beherbergt in ihrem eigenen Schoß, die Einsamkeit ist Windfang die Zurückgezogenheit Jalousie, sich an ihren Eingeweiden mästend den Schicksalsschlägen gegenüber mit geschlossenen Augen und mit offenen gegenüber den Umwandlungen. Nach Art eines Eremiten meditiert sie, sie fängt an sich auszuruhen, sie liegt brach in der Knospe ihrer Knospe, die Größe eines Schmetterlings erwägend beim Anblick ihrer Erbärmlichkeit. Die Verwandlung nimmt die Einladung der Larve an angefüllt von Hoffnungslosigkeit um dem Wesen des Schmetterlings Leben zu geben.

39 Das Verb „encogióse“ ist der Indefinido von ‘encogerse’. Normalerweise darf das Reflexivpronomen nicht an das gebeugte Verb angehangen werden, außer beim Gerundium und Imperativ. Es handelt sich hier wohl um ein Archaismus. 40 Betrachtet man die Illustration in El sueño de los insectos zu dem Gedicht (S. 77), so ist zu erkennen, daß die Larven keine Schmetterlingslarven darstellen, die doch eher raupenartig aussehen. In der Abbildung handelt es sich vielmehr um Käferlarven oder Larven der Überordnung Neuropteroidea (diese besitzen oft Mundwerk-zeuge, die auf der Zeichnung auch abgebildet sind). Aus dem Textzusammenhang heraus wird deutlich, daß trotzdem die Schmetterlingslarve, die sogenannte Raupe, Bezugspunkt des Gedichts ist. Vgl. ‘Lexikon’ zu Mis humildes paraísos, S. 12/13.

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XXIX

La tierra engendra un tal delirio de rarezas que surgieron los pulgones. La creación se miró en el espejo de la geometría.

Minúsculas pirámides de campo donde campean cuernos, crestas y antenas como bisectrices. Tacitas con seis patas y lanza en ristre para el lance. Espumosos bichitos con espadón a la cola

y espátulas en los hombros.

¡Que disposición para componer la armonía y merecer sus recovecos! Les faltan curvas para lo posible, les sobran rectas para lo generoso.

¡Que ecuación recluida en un insecto!

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XXIX

Die Erde bringt ein solches Delirium an Seltsamkeiten hervor so daß die Blattläuse auftauchten. Die Schöpfung schaute sich an im Spiegel der Geometrie. Winzige Pyramiden des Feldes wo Hörner, Kämme und Fühler wie Winkelhalbierende weiden. Täßchen mit sechs Beinen und eine Lanze im Lanzenschuh für das Duell. Schäumende Tierchen mit einem Degen hinten und Lanzetten auf den Schultern. Was für eine Anordnung um die Harmonie herzustellen und sich ihrer Biegungen würdig zu erweisen! Kurven fehlen ihnen für das Mögliche, Geraden bleiben übrig für das Großzügige. Was für eine Gleichung eingeschlossen in einem Insekt!

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El caballito del diablo

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XXX

El caballito del diablo vuela sin reparar que vuela y sin comprender que es volar. Sin enmienda, se empeña en corretear y se contonea, sin remedio volando. Cuando llega a abrir las alas dase cuenta de su engaño. Desengañado se traslada del presagio al vértigo. OIvidando la tierra toca de ella no más que lo preciso para elevarse. Son alas no tanto para que lo adornen cuanto para que lo realcen. ¡Qué buena anduviera la pasión si volara en volandas con la inspiración!

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XXX

Die Wasserjungfer41 fliegt, ohne zu bemerken, daß sie fliegt und ohne zu verstehen, was fliegen ist. Ohne Besserung besteht sie darauf sich zu tummeln und sich in den Hüften zu wiegen, rettungslos während sie fliegt. Wenn sie schließlich die Flügel öffnet bemerkt sie ihre Täuschung. Enttäuscht begibt sie sich von der Ahnung zum Rausch. Die Erde vergessend berührt sie von ihr nicht mehr, als notwendig ist um aufzusteigen. Die Flügel dienen nicht so sehr ihrer Zierde als vielmehr um sie zu erheben. Wie gut erginge es der Leidenschaft wenn sie flöge fliegend mit der Inspiration!

41 Bezieht sich auf eine Calopteryx-Art, die zu der Familie der Kleinlibellen gehört; Vgl. ‘Lexikon’ zu Mis humildes paraísos, S. 13.

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XXXI

Buscando consuelo a su gazuza el tábano no advierte que renovando la llaga para su breve deleite abre el dolor de par en par.

Apaga la sed de sus deseos en el manantial de sangre. Así quiere ser dichoso, como puede. Al que ha abierto su costado y su pena, hecho úlcera para su socorro, no se rinde, cuanto más obligado menos agradecido. Se marcha con la miel en los labios y la hiel en las entrañas. ¡Qué aventajado luce en la escuela de parásitos el que trueca la gratitud más humana por el más inhumano desagradecimiento!

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XXXI

Während sie für ihren Bärenhunger Linderung sucht bemerkt die Bremse nicht daß sie, indem sie die Wunde erneuert für ihr kurzes Vergnügen den Schmerz völlig öffnet. Sie löscht den Durst ihres Verlangens in der Quelle des Blutes. So will sie so glücklich sein, wie sie nur kann. Dem, dem sie seine Flanke42 und seinen Schmerz geöffnet hat, ein Geschwür gemacht zu ihrer Hilfe, ergibt sie sich nicht, je notwendiger desto undankbarer. Sie fliegt weg mit dem Honig auf den Lippen und dem Groll in den Eingeweiden. Wie sehr tut sich derjenige hervor in der Schule der Parasiten der die menschlichste Dankbarkeit gegen die unmenschlichste Undankbarkeit eintauscht!

42 Bezieht sich v.a. auf den rechten oder linken Seitenteil des menschlichen Körpers.

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La abeja

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XXXII

Yace en la puerilidad la abeja y sólo se despierta a la disciplina, centro de su confianza, blanco de sus afanes.

Punto menos que bruta por gregaria vive a medio vivir que poco o nada percibe la que amontonada acata. Apandillarse es niñería que a los mayores conglomera para hurtarse, cual menores, a la exigencia. Abismo de sumisión al que no falta grano de renuncia encallado en el perpetuo servilismo.

Para que aprendan las abejas tienen un solo rey que es reina y rejoneadora.

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XXXII

In der Kindlichkeit ruht die Biene und sie erwacht nur zur Disziplin, Zentrum ihres Vertauens, Ziel ihres Strebens. Fast stumpfsinnig durch den Herdentrieb lebt sie, um nur halb zu leben denn sie nimmt wenig oder nichts wahr sie, die haufenweise Gesetze befolgt. Sich zusammenrotten ist Kinderei die die Älteren zusammenschließt um sich, wie die Jüngeren, der Anforderung zu entziehen. Abgrund der Unterwerfung zu dem nicht das Korn der Entsagung fehlt festgefressen in einer unaufhörlichen Unterwürfigkeit. Damit sie lernen die Bienen haben sie nur einen König der ist eine Königin und eine Stierkämpferin zu Pferde43.

43 ‘El rejoneador’ ist ein Begriff aus dem Stierkampf, ‘rejón’ heißt Spieß.

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La araña zancuda

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XXXIII

Cada larguísima pata de la araña zancuda cita la gracia en el espacio de la perfección. El hilo virginal trenza el bordado, las extremidades se mueven y el sabio se conmueve. Lo que abrevia el marco de una tela lo engrandece el arte del instinto. En el dibujo transparente se encierra el ingenio más frágil que cabe en el firmamento, pero tan lleno de genio parece que aparece pleno de gracia. Qué regalo de gala para el espectador en galería que ya es paraíso.

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XXXIII

Jedes ellenlange Bein der Laufspinne zeigt die Anmut im Raum der Perfektion. Der jungfräuliche Faden flicht die Stickerei, die Gliedmaßen bewegen sich und der Gelehrte ist bewegt. Was der Rahmen eines Gewebes verkürzt vergrößert die Kunst des Instinktes. In der transparenten Zeichnung wird der zerbrechlichste Geist eingeschlossen der am Firmament44 möglich ist, so voll von Genialität scheint sie daß sie voll von Anmut erscheint. Was für ein Festgeschenk für den Zuschauer auf der Tribüne45 daß es schon paradiesisch ist.

44 Der Begriff „firmamento“ erscheint noch mal im nachfolgenden Gedicht „La mariposa“ in Zeile 3. Auch in La piedra iluminada taucht dieser Ausdruck auf, und zwar wird er durch Großschreibung hervorgehoben, stellt somit eine Art Eigenname dar, und mit dem ‘Gewächshaus’ („inveradero“) gleichgesetzt, das für einen eigen-ständigen Erzählstrang steht, und in dem die Gegenwelt, die Insektenwelt der Protagonistin platziert ist. 45 Gemeint ist die ‘Zuschauertribüne’, auch mit ‘Galeriepublikum’ (z.B. im Theater) übersetzbar.

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XXXIV

Estampa barnizada que reducida a redondez de laca reproduce el firmamento inmenso. Con prodigio pródigo el artista regala, uno a uno, meteoritos pintados a cada mariposa. Con qué gozosa felicidad ahondo En la esencia de la obra, experimentando el diminuto deleite y sacando los inolvidables contentos. Sus alas plegadas en el cerrado escenario convexo revelarán la función. Cuando la estampa se hiende en dos mitades los bordados negros y las alas aparecen, la mariposa hace mutis. ¡Con qué conato se abalanza al cielo!

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XXXIV

Lackierter Abdruck der reduziert auf die Rundung des Lackes das unermeßlich große Firmament nachbildet. Mit verschwenderischem Wunder verschenkt der Künstler Meteoriten, einen nach dem anderen, gemalt auf jeden Schmetterling Mit welcher fröhlichen Glückseligkeit dringe ich ein in das Wesen des Werkes, mit dem winzigen Vergnügen experimentierend ziehe ich die unvergeßliche Freude daraus. Seine gefalteten Flügel in der geschlossenen gewölbten Szenerie werden die Vorstellung offenbaren. Wenn der Abdruck sich in zwei Hälften teilt erscheinen die schwarzen Stickereien und die Flügel, der Schmetterling verschwindet. Mit welcher Neigung stürzt er sich zum Himmel!

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La luciérnaga

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XXXV

El hondo sentimiento da el diminuto resplandor a la luciérnaga. La noche vestida de penumbra se reviste de centellas. El lúcido reclamo encubre la obscuridad y esconde lo incierto de la sombra. Avivada la luz se despierta el ansia crece el estremecimiento al paso de la gana. Alumbrando y desalumbrando el apagón a medida que su corazón se enciende iluminado de amor. El candil de la encandilada parpadea en las tinieblas, sutileza pronta, chispa de ingenio. ¡Habra luces mientras haya luciérnagas en celo!

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XXXV

Das tiefe Gefühl verleiht dem Glühwürmchen den winzigen Glanz. Die vom Halbschatten eingekleidete Nacht wird durchdrungen von kleinen Funken. Der lichte Lockruf verhehlt die Dunkelheit und verbirgt das Ungewisse des Schattens. Wenn das Licht heller brennt erwacht die Begierde wächst das Schaudern zur Gangart der Lust. Der Stromausfall erhellt oder verdunkelt in dem Maße, daß sein Herz sich entzündet erleuchtet von der Liebe. Die Leuchte des Leuchtenden blinzelt in der Finsternis, behender Anmut, Funke des Geistes.

Es wird Lichter geben, solange es paarungsbereite Glühwürmchen gibt!